Ausflüge

Formel 0.5 statt Formel 1

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Am Wochenende zum 7. April war es soweit und Shanghai öffnete die Tore für das alljährliche Formel 1 Wochenende.
Wir hatten uns eine familycard gekauft, 2 Erwachsene und 1 Kind. Elke’s Sohn wollten wir zum Renntag mitnehmen. Wir sind bereits am Samstag zur Qualifikation gefahren.  Wir wollten vorab die Tickets am Schalter abholen und uns mit der Umgebung vertraut machen, um am Renntag ohne viel Trubel zu unseren Plätzen zu gelangen.

Nachdem wir unsere Tickets bekommen hatten, liefen wir über das Gelände und sahen uns die vielen Stände und Aussteller an. Ein paar Bühnen, getunte Autos, hübsche Frauen und reichlich Essbuden. Anschließend liefen wir zum Bereich, in dem sich unsere Plätze befanden. Unsere Plätze lagen perfekt an einer engen Kurvenführung. Die Autos fuhren mit Vollgas auf die Kurve zu, bremsten auf wenige km/h herunter und gaben wieder Vollgas. Faszinierend, wie die Formel 1 Autos von knapp 360 auf fast 10 km\h abbremsen. Gerade in solch einer Streckenführung bieten sich die Fahrer spannendste Zweitkämpfe. Am Platz angekommen, fuhren die Autos ihre Runden. Sehr beeindruckend, wie schnell und laut die Autos in live sind.

Kleine Lückenfüller zwischen den Qualify-Pausen – Renault Land Speed Record Car Run.

Als mein Kollege kurz seine Beine vertreten war, stellte ich mich hin und verfolgte das Qualify im Stehen weiter. In dieser Zeit hat es tatsächlich jemand geschafft, Lukas’ und meine Karte zu stehlen.

Daraufhin suchte ich die Security auf und schilderte den Vorfall. Kurze Zeit später kam ein weiterer Security-Mann dazu, der mit mir auf Englisch kommunizieren konnte. Die beiden reagierten schnell und gaben den Vorfall per Funk durch. Dann wurde es hektisch und ein Polizist kam wenig später hinzu. Sie fingen untereinander zu diskutieren an. Anschließend lief ich mit den Sicherheitsleuten und dem Polizisten zum Eingangstor, an dem 2 weitere Polizisten auf uns warteten. Mein Kollege blieb in der Zeit am Platz und wartete.

Zwei der Polizisten setzten mich in den am Tor stehenden Streifenwagen und wir fuhren mit Blaulicht vom Gelände ins Shanghai Police Department. Neben mir auf der Rücksitzbank lag eine Weste, mit allem ausgestattet, was ein Polizist benötigt. Nicht wirklich sicher, wenn jemand auf falsche Gedanken kommt und sich der Waffe bedient. Der Streifenwagen war außerdem mit modernster Technik ausgestattet, die am Rückspiegel installierte Kamera hatte mich stets im Blick. Nur schade, dass an der Rennstrecke keine Kameras installiert waren, wobei in China doch alles strengstens überwacht wird. Sei es die Kameras an Verkehrsampeln, die jedes Auto abfotografieren bzw. filmen oder die Kameras in Fußgängerzonen, die kleinste Winkel abfilmen.

Am Shanghai Police Department angekommen, folgte ich den Polizisten durch das Hauptgebäude in einen Hinterhof, wo sie erneut laut diskutierten. Als ich dort stand und mich umsah, wurden viele, mit Handschellen festgenommene Männer, in ein kleines Gebäude abgeführt. Ein sehr einfaches Gebäude mit Gittern an den Fenstern, welches vermutlich als Übergangsknast diente. Die Polizisten führten mich zurück in die Haupteingangshalle, in der ich Platz nehmen sollte. Als ich wartete, betrat ebenfalls ein mit Polizisten begleiteter Mann den Wartebereich. Seiner Kleidung nach müsse er auch vom Rennen gekommen sein, dachte ich mir. Aus Interesse fragte ich ihn, weshalb er hier sei. Ihm sei seine Fotokamera und 3 Tickets seiner Freunde gestohlen worden.

Ein Bild aus dem Police Department zum Hinterhof.

Die Minuten vergangen und es passierte nichts mehr. Die Tickets waren weg und von mir wurden keine Daten zum Vorfall aufgenommen. Vielleicht lag es auch daran, dass keiner wirklich Englisch sprechen konnte. Daher bat ich einen Polizisten, mich zum Rennen zurück zu bringen.
Der ebenfalls beklaute Formel 1 Besucher und ich wurden schließlich zum Streifenwagen geführt und mit Blaulicht über das Gelände des Circuits zum Eingangstor gebracht. Meinen Kollege holte ich am Platz ab und wir traten den Rückweg an.

Mein Fazit von diesem Tag war nicht wirklich negativ, denn ich hatte alles gesehen, was man sehen konnte. Selbst ein Streifenwagen und das Shanghai Police Department von innen. Schade nur, dass ich das eigentliche Rennen verpasst habe. Aber vielleicht nehme ich im nächsten Jahr einen neuen Anlauf – ein Besuch zu dieser Rennstrecke ist es allemal wert.