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(K)ein einfaches Frühstück

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Ein Frühstück, wie wir Deutschen es kennen und es als selbstverständlich empfinden, fällt in China ein wenig anders aus. Wie in fast allen Lebensbereichen und -gewohnheiten der Chinesen, sind vor allem die Frühstücksgepflogenheiten eine andere. Die Auswahl an Brötchen, Brot, Aufschnitt wie Käse und Wurst, ist in China bei Weitem von der Auswahlvielfalt in Deutschland entfernt. Erst durch Umwege komme ich an für uns selbstverständliche Lebensmittel heran. Nach knapp zwei  Jahren Aufenthalt in China habe ich mich inzwischen damit arrangiert und freue mich umso mehr auf ein Frühstück oder auf einen Einkauf im Supermakt in Deutschland.

Wer sich das nächste Mal im deutschen Discounter oder Supermarkt ärgert, weil seine Lieblingssorte Käse oder Wurst gerade nicht verfügbar ist oder sich Gedanken darüber macht, welche der 20 unterschiedlichen Käsesorten es heute werden soll, hat in China hingegen keine Wahl. Lediglich bei wenigen Anlaufstellen habe ich die Möglichkeit, für einen mindestens doppelt so hohen Preis, an 1 oder 2 Käsesorten zu gelangen.

    

Zu meinem Glück habe ich mit der “Brotecke” im German Centre einen deutschen Bäcker, der nach deutschem Backhandwerk Brötchen und Brote herstellt und verkauft. Laut Aussage des Chefs der Brotecke, betreibt er die erste und einzige deutsche Bäckerei, die in China eine Lizenz zum Brotbacken erhalten hat. An Arbeitstagen kann ich mich dort zwischen belegtem Käse- und Schinkenbrötchen mit Salat und Tomaten entscheiden. Umgerechnet kostet mich das Brötchen etwa 2,20 EUR. Im Gegensatz zu Deutschland sind die Preise kaum höher. Außerdem habe ich bei der Brotecke die Möglichkeit, Brot und Brötchen zu kaufen. Doch durch die geringe Auswahl an Brotaufstrich und Aufschnitt in den Supermärkten, nehme ich selten ein Brot mit nach Hause. Auf einen Frischkäse habe ich einmal 2 Monate warten müssen, ehe dieser wieder im Supermarkt verfügbar war. Diesen Frischkäse schmiere ich oft mit Gewürzen und Tomaten auf mein Brot.

 

Vor meinem Chinaaufenthalt habe ich süßen Brotaufstrich wie Erdnussbutter, Marmelade oder Nutella gemieden. Doch des Brotessens willen, esse ich inzwischen gelegentlich beschmierte Brote. Zwei große Gläser Nutella hatte ich von meinem letzten Urlaub aus Deutschland mitgenommen. Für ein kleines Glas Nutella bezahle ich in China etwa 5 EUR.

Wenn ich am Wochenende oder während der Feiertage Appetit auf ein belegtes Brötchen habe, gehe ich zum nahegelegenen Starbucks. Dort habe ich die Wahl zwischen 2 belegte Brötchen/Baguettes. Zwar entsprechen das Brötchen und der Aufschnitt nicht dem belegten Brötchen in Deutschland, aber der Geschmack und die Zubereitung kommen relativ nah heran. In China werden belegte Brötchen Sandwich genannt. Für ein Frühstück mit einem Sandwich und einem mittelgroßen Caramel Macchiato bezahle ich im Starbucks ca. 9,- EUR.

In China werde ich üblicherweise bei jeder Bestellung danach gefragt, ob das Sandwich und der Kaffee warm oder kalt serviert werden sollen. Schon oft wurde mir mein Kaffee kalt serviert, weil sie mich nicht verstanden haben. Denn zu meinem Erstaunen sind viele Chinesen der englischen Sprache nicht mächtig und nicken oftmals mit dem Kopf, obwohl sie das Gesagte nicht wirklich verstehen.

   

Ich hatte mir einmal den Spaß erlaubt und bin um kurz vor 10 Uhr morgens durch die 3. Etage des Wanda-Plaza gegangen, in der sich zahlreiche Restaurants befinden. Wie heißt es so schön, ‘in China werden früh morgens warme Speisen zu sich genommen’. Dies wollte ich herausfinden und wie erwartet, waren die Restaurants gut gefüllt. Warme Speisen und Suppen standen auf den Tischen.

Ähnliches beobachte ich in den Hotels, die ich bei Kundenbesuchen bewohne. Auf den ersten Blick machen die Hotels einen sehr pompösen Eindruck. Für gewöhnlich kennen wir Deutschen das Frühstück in einem Hotel als sehr reichhaltig und vielseitig. In China hingegen wird oftmals ein traditionelles chinesisches Frühstück aufgetischt. Viel Grünzeugs, Suppen und Gegrilltes. Amerikaner und Engländer fühlen sich womöglich heimischer als ich. Die Amerikaner mögen weiches Toastbrot mit Marmelade und Erdnussbutter, auf das im Regelfall bei jedem Frühstück zugegriffen werden kann. Die Engländer können sich u.a. auf ein Frühstück mit Ei, Toastbrot, Bohnen und Cornflakes freuen.  Ich selbst entscheide mich oftmals für ein Schälchen Cornflakes mit Milch und eine Art Crêpes mit Nutella. Brote mit uns bekanntem Aufschnitt werden selten bis gar nicht in Hotels angeboten.

An Wochenenden bin ich in Deutschland gelegentlich zum Frühstücken gefahren und war anschließend in Ruhe einkaufen. Bei den Chinesen habe ich gleiches Verhalten beobachten können und sie bummeln nach ihrem warmen Fruchtstück durch die Geschäfte. Viele Restaurants öffnen um 10 Uhr morgens. Um noch einen Sitzplatz zu ergattern, sitzen die vielen Familien und Menschen wartend vor den Restaurants, um nach Öffnung gemeinsam die Restaurants zu stürmen. Die Menschenmenge und der Lärmpegel sind enorm.

   

Aufgrund der Menschenmenge und des Lärms, finde ich es alles andere als wohltuend, dort zu frühstücken und hinterher durch die Geschäfte zu bummeln. Dazu ist mir das Gewusel zu groß. In Hamburg hingegen funktioniert es ganz gut, früh morgens in Ruhe beim Bäcker Brötchen zu kaufen und im Anschluss kleine Besorgungen im Supermarkt zu machen. Diesen Versuch unternahm ich hier auch und bin morgens mit der Öffnungszeit in den Supermarkt einkaufen gegangen. Wider erwarten, war der gesamte Supermarkt in wenigen Minuten gefüllt und der Lautstärkepegel stieg immens an.

Wie ich in einem vorherigen Bericht geschrieben hatte, ist Facebook in China grundsätzlich gesperrt. Daher posten die Chinesen an anderer Stelle ihre Momente, nämlich in WeChat (als Äquivalent zu WhatsApp). Die eigentliche Nachrichtenapp WeChat bietet weitaus mehr als das Teilen seiner Momente. Neben dem Veröffentlichen seiner Momente, lassen sich ein Taxi rufen, bezahlen, (Video)Telefonieren, Textnachrichten schreiben u.v.m. Ich selbst habe Facebook noch nie genutzt und kann nichts darüber sagen, wie das Gepostete von den „vielen Freunden“ gelesen, bewertet oder kommentiert werden kann. In WeChat ist der Umgang mit den Posts recht simpel gehalten. Gepostete Momente können lediglich von seinen WeChat Freunden gelesen werden. Die Freunde können diese Momente liken und kommentieren. Kontakte, die ebenfalls mit den Kommentierenden befreundet sind, können diese Kommentare sehen. Der Kommentierende selbst sieht alle Kommentare auf seinem Post. Ich selbst poste keine Momente in WeChat, kommentiere jedoch gelegentlich Momente von meinen Kontakten.

An einigen Tagen posten chinesische WeChat-Kontakte früh morgens um 6 Uhr ihr Frühstück – bei uns auch als Maggi 5 Minuten Terrine bekannt… oder um kurz vor 8 Uhr eine Suppe…