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People’s Square – Die etwas andere Art zu Daten

Shanghai People’s Square ist das kulturelle und politische Herz Shanghais. In diesem Areal finden sich riesige Parkanlagen, diverse Museen, Theater und lokale Behörden. Ein ganz besonderes Ereignis findet jedes Wochenende am Samstag und Sonntag im Renmin Park statt. Dieser Park ist bekannt dafür, junge Frauen und Männer “an den Mann zu bringen”. Jedes Wochenende setzen sich aberhunderte (vermutlich) Eltern an ihre Regenschirme und präsentieren ihre Kinder auf Schildern, die an den Regenschirmen befestigt sind. An diesem Samstag war der Park von Chinesen überfüllt, Menschen aus anderen Herkunftsländern sah man kaum.

Meist sitzen die Eltern hinter ihren Schirmen und warten vermutlich darauf, von einem potentiellen Partner ihres Kindes angesprochen zu werden. Mir war nicht klar ersichtlich, ob die Chinesen vor den Schirmen auch ihre Kinder zu vermitteln versuchten, denn junge Chinesen, die hätten infrage kommen können, waren dort dünn gesät. Der Altersdurchschnitt war insgesamt sehr hoch. Für die junge chinesische Generation wird diese Art der Partnervermittlung womöglich auch in die Jahre gekommen sein. Die vielen Chinesen unterhielten sich untereinander, das Gewusel war sehr groß. In diesem Durcheinander kann ich es mir nur schwer vorstellen, wenn daraus ernsthafte Beziehungen entstünden. Alleine durch die vielen, mit Texten vollgeschriebenen Schildern, läßt sich nur schwer einen Überblick behalten. Stunden müssten investiert werden, um sich durch den Schilderwald geschlagen zu haben.

Was auf den Schildern stand, konnte ich nicht entziffern, denn lediglich chinesische Schriftzeichen waren dort zu finden. Nur wenige Schilder trugen ein Porträt mit der zu vermittelnden Person und selbst dieses Porträt zeichnete sich durch ein qualitativ schlecht gemachtes Handyselfie aus. Ab und wann hatte ich eine Ahnung davon, was einige Zahlen aussagen sollten. Zum Beispiel konnte ich die Zahlen 1.72 – 1.75 und 40 ablesen. Vermutlich ließen die Zahlen auf die Größe (1.72 m – 1.75 m) und auf ein monatliches Einkommen von 40.000 YUAN schließen.

Meinem Empfinden nach stand nicht die „Partnervermittlung“ im Vordergrund, sondern das Beisammensein und die vielen Unterhaltungen – es glich einem Kaffeekränzchen von großer Dimension oder einer Attraktion, die seit Jahren jedes Wochenende aus Tradition dort stattfindet, die noch zu Zeiten vor der Generation Smartphone ihre Daseinsberechtigung besaß.

Mir war nicht klar, was die Schilder bewirken sollten, aber ansprechend wirkten sie auf mich in keiner Weise. Wer auf diese Weise einen Partner zu finden versucht, muß entweder verdammt viel Glück haben oder aber sich gut mit deren Eltern unterhalten haben. Würde ich nicht wissen, was sich in diesem Park abspielt, käme ich nie auf die Idee einer ernsthaft gemeinten Partnervermittlung. Ein Besuch ist dieser Park aber allemal wert.

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