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Unglauplich fiele rechtschreibfeler

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China ist bekannt für Produktpiraterie. Die gefälschten Produkte lassen sich oftmals nur schwer vom Original unterscheiden. Erst auf den zweiten Blick fallen hier und da ein paar Qualitätsunterschiede auf und anderen Produkten kann die Fälschung wiederum direkt angesehen werden. Doch nicht nur die Produkte sind teils sehr schlecht gefälscht, sondern auch die Firmennamen und -logos sind schlichtweg falsch geschrieben bzw. weichen vom Originallogo ab. Manchmal glaube ich, daß manche Abweichungen bewusst gemacht werden, um nicht mit den Originalherstellern in Schwierigkeiten zu geraten.

Eine interessante Entdeckung machte ich bei MINISO. MINISO ist eine in China weit verbreitete Ladenkette, die sich auf Haushaltswaren und Konsumgüter spezialisiert hat und eigene Produkte verkauft. Die Produkte sind qualitativ in Ordnung, vergleichbar mit günstigen Produkten von ALDI und LIDL. Der MINISO in meiner Nähe ist nicht wirklich groß, er bietet jedoch eine Vielfalt an unterschiedlichen Produkten. Durch das häufig wechselnde Sortiment schaue ich dort regelmäßig vorbei und finde fast jedes Mal Spielzeug für meine Nichte und Neffen.

Doch selbst in einem seriösen Geschäft wie MINISO, schleicht sich der Rechtschreibteufel ein. Auf einem Preisschild haben sie tatsächlich ihr eigenes Firmenlogo nicht richtig schreiben können!

Ähnlich verhält es sich bei öffentlichen Schildern. Schilder haben grundsätzlich die Aufgabe, auf etwas hinzuweisen und ich gehe davon aus, daß die Wörter vor dem Druck auf Fehler überprüft werden. Zumindest waren mir in Deutschland keine Fehler auf solchen Schildern aufgefallen oder ich hatte nie genau hingesehen. In China find ich auf fast jedem Schild mindestens ein Fehler.

Auf dem folgenden Aufkleber haben sich gleich 3 Fehler eingeschlichen. Dieser Aufkleber klebt auf der Fahrstuhltür des Gebäudes, in dem das German Centre untergebracht ist. Das Gebäudemanagement ist ein rein chinesisches Unternehmen, ohne Wurzeln zu ausländischen Firmen. Dennoch erwarte ich, daß ein Gebäude, das internationale Unternehmen verwaltet, solch ein Fauxpas nicht passiert.

Selbst Schilder von öffentlichen Stellen sind von Fehlern nicht gefeit und führen diese Eigenart fort.

Ich frage mich ernsthaft, ob die Schreibfehler automatisch zustande kommen. Vermutlich werden die Schilder per Übersetzungsprogramm automatisch aus dem Chinesischen ins Englische übersetzt und ungeprüft gedruckt. Anders kann ich mir die Vielzahl von Fehlern nicht erklären.

Weil aber Hinweise hilfreich und nützlich sind, meine ich „Besser falsch als kein Hinweis“.

Ausflüge

Ein Wochenendtrip nach Hongkong

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Ein weiterer Feiertag in China, der gefüllt werden sollte. Dieses Mal nicht mit Zeit in Shanghai oder Umgebung, sondern in Hongkong. Ein guter Freund, der sich beruflich viel in Hongkong aufhält, konnte ein Hotel empfehlen. Das Hotel liegt inmitten der Metropole und ist nicht weit von der nächsten U-Bahnstation entfernt. 

Hongkong ist eine Sonderverwaltungszone an der Südküste der Volksrepublik China. Mit über sieben Millionen Einwohnern, auf 1.106 Quadratkilometern und einem bedeutenden Wirtschafts- und Finanzsektor, zählt Hongkong zu den Weltstädten. 95 Prozent der Einwohner Hongkongs sind chinesischer Abstammung.

Hongkong wurde während des Ersten Opiumkriegs 1841 vom Vereinigten Königreich besetzt und durch den Vertrag von Nanking 1843 zur britischen Kronkolonie erklärt. Für viele Chinesen war die britische Kolonie Zufluchtsort vor dem Chinesischen Bürgerkrieg 1927 bis 1949. Im Jahr 1997 erfolgte die Übergabe der Staatshoheit an die Volksrepublik China. Seitdem ist Hongkong eine chinesische Sonderverwaltungszone unter Beibehaltung einer freien Marktwirtschaft und hoher innerer Autonomie.

Der zu füllende Feiertag war das sogenannte Drachenbootfest, das auf den 5. Tag des 5. Monats im traditionellen chinesischen Kalender fällt. Das Drachenbootfest gehört neben dem Chinesischen Neujahrsfest und dem Mondfest zu den drei wichtigsten Festen in China. Dieses Jahr fiel dieser Tag auf den 7. Juni. Der historische Ursprung des Drachenfestes ist unbekannt. Einer Legende nach, soll es auf die versuchte Rettung des Dichters Qu Yuan zurückgehen, der in der Periode der Streitenden Reiche (475–221 v. Chr.) lebte und sich wegen erlittenen Unrechts im Fluss Miluo Jiang ertränkt haben soll. Das sehr lebendige und farbenfrohe Fest gilt als Erinnerung an dieses Ereignis.

Losgelöst vom Ereignis, warum das Fest wann gefeiert wird, war dieser Tag ein Tag wie jeder andere für mich, nur daß der Feiertag für ein verlängertes Wochenende nach Hongkong genutzt werden sollte. Glücklicherweise fiel auf dieses Wochenende das Pfingstwochenende in Deutschland. Wenn die Deutschen am Pfingstmontag frei haben, hätte ich an diesem Tag ins Büro gehen müssen, weil ich nach den chinesischen und nicht nach deutschen Feiertagen arbeite. An deutschen Feiertagen ist in unserem Büro grundsätzlich weniger los, daher nahm ich mir für diesen Tag Urlaub und konnte somit 4 Tage für Hongkong einplanen.

Die Reise begann am Freitagmorgen, mit der Fahrt zum Flughafen Shanghai Pudong International. Der Flug von Shanghai nach Hongkong dauert etwa 2 Flugstunden, weshalb eine Reise dorthin stressfrei und ohne Zeitverschiebung machbar ist. Für die kurze Reise reichte ein kleiner Trolley, den ich als Handgepäck mit ins Flugzeug nehmen konnte.

Der Flug war in der Tat sehr stressfrei. Am Flughafen in Hongkong angekommen, konnte die Weiterreise nach Hongkong Island per Schnellzug problemlos fortgesetzt werden. Für die letzten km zum Hotel wurde ein Taxi genommen. Ein erster Überraschungsmoment überkam mich beim Anblick der Autos. Denn in Hongkong herrscht Linksverkehr. Der Linksverkehr sollte mich noch die gesamte Zeit in Hongkong beschäftigen. Obwohl Beschriftungen auf den Straßen mit “Look Right” auf den Linksverkehr aufmerksam machten, lief ich nach gewohntem Linksblick über die Straße – nur gut, daß nie ein Auto von rechts kam.

Zwei volle Tage konnten gefüllt werden, um die bekannten Orte in Hongkong zu besichtigen. Auf der Liste standen der höchste Berg Hongkongs „Victoria Peak“, die abendliche Lasershow und ein Besuch eines Straßen-Marktes.

Untergebracht war ich im Hotel „Kew Green Hotel“ – das Hotel war hervorragend. Ein fantastischer Service war vor allem ein Smartphone, das in jedem Zimmer bereitstand. Das Smartphone konnte ich überall hin mitnehmen und als Hotspot für mein iPhone nutzen, um mich durch Hongkong navigieren lassen zu können. Außerdem bot das Smartphone eine Hotel-App, die einem die Sehenswürdigkeiten anzeigte und sie mit kurzen Sätzen beschrieb.

Die Nutzung der U-Bahn ist ähnlich gut organisiert wie in Shanghai, sie ist nur etwas voller. Alle Ziele ließen sich schnell und einfach erreichen.

Die erste Anlaufstelle des ersten Tages war Victoria Peak. Wer im Internet nach Hongkong sucht, dem fallen direkt die Bilder, mit Sicht auf Hongkong Island, ins Auge. Dieser Hügel sollte auf jeden Fall erklommen werden, denn ein besserer Blick auf Hongkong ist nirgends möglich.

Die sogenannte Peak Tram ist eine Standseilbahn auf Hong Kong Island, die auf den Nebengipfel Victoria Gap des Victoria Peak führt. Leider war die Bahn seit einiger Zeit außer Betrieb. Doch die Alternative Bus, war mindestens genau so abenteuerlich. Die Serpentinenfahrt zu den Plattformen dauerte etwa 20 Minuten. Es war ein mulmiges Gefühl, 20 Minuten mit dem Bus steil bergauf zu fahren und links neben sich in die Abgründe zu sehen. Der linke Straßenrand war zum Teil lediglich mit einer 50 cm hohen Betonmauer gesichert. „Die Bremsen der Busse werden bei der Abfahrt gut in Anspruch genommen“, dachte ich mir bei den entgegengekommenen Bussen.

Oben angekommen, konnte der Victoria Peak per 3,2 km langem Fußweg umwandert werden. Weil das Wetter aber so heiß und schwül war, reichten die örtlichen Aussichtsplattformen. Oben auf dem Gipfel steht der Peak Tower, der eine eigene, hohe Aussichtsplattform sowie sämtliche Souvenirläden, Restaurants und sogar ein Madame Tussauds bietet.

Das nächste Highlight sollte abends die Lasershow werden. Wenn die Skyline in Shanghai bei Dunkelheit durch buntem LED-Treiben erhellt wird, findet zur selben Zeit in Hongkong eine Lasershow statt. Die Lasershow kann von der gegenüberliegenden Uferseite aus, mit Blick auf die Skyline Hongkongs, bestaunt werden. Die Lasershow empfand ich jedoch weniger spektakulär als die LED-Show in Shanghai. Die abendliche Show beginnt um 19 Uhr und endet 20 Minuten später wieder.

Am 2. Tag stand am Morgen der Besuch eines großen Straßen-Marktes auf der Liste. Der Markt ist in wenigen Minuten per U-Bahn und, wer möchte, per Fähre, erreicht. Somit nahmen wir für den Weg auf die gegenüberliegende Uferseite die Fähre. Wer die Märkte in Shanghai kennt, bemerkt kaum einen Unterschied zu denen in Hongkong. Dieser Markt war nur etwas größer und noch mehr Fake-Artikel konnten dort gekauft werden.

Für die Rückkehr vom Markt, sollte eigentlich wieder die Fähre genommen werden. Doch die Schlangen des Fähreneingangs waren so lang, daß eine nächste Fährenfahrt etwa 1,5 Stunden hätte Wartezeit bedeutet. Somit nahmen wir die U-Bahn zurück zum Hotel. Überrascht von einer Demonstration, war selbst die U-Bahn sehr stark gefüllt. Denn eine der Hauptstraßen, durch die die Demonstranten liefen, lag direkt am Hotel. Nach dem Verlassen der U-Bahnstation, stand ich auf einmal inmitten der Menschenmenge. Zu meiner Verwunderung: Die Demonstration verlief unglaublich friedlich (Stand 7. Juni 2019), obwohl mehrere hunderttausende Menschen an der Demo teilnahmen. Bemerkenswert, wenn ich an den G20 Gipfel von 2017 in Hamburg denke… armes Deutschland!

Der Grund für die Demonstration war der, daß nach Massenprotesten Hongkong Pläne für ein umstrittenes Gesetz für Auslieferungen an China ausgesetzt hat. Die Demonstranten hielten Schilder in die Luft, mit der Aufschrift „No China Extradition“ (Keine China Auslieferung). Das Gesetz hätte den Behörden erlaubt, von China verdächtigte und gesuchte Personen an die Volksrepublik auszuliefern – Kritiker warnen, Chinas Justiz sei nicht unabhängig und diene als Werkzeug der politischen Verfolgung, auch drohten Folter und Misshandlungen.

Die Abende wurden mit Bar- und Nachtleben gefüllt. Das Hotel lag sehr zentral, wodurch die Pubs in wenigen Gehminuten erreichbar waren. Das Nachtleben ist, im Gegensatz zu Shanghai, internationaler und etwas lebendiger. Außerdem sorgte die westliche Musik per se für gute Stimmung, denn für die chinesische Pop-Kultur kann ich mich heute noch immer nicht begeistern.

Eine Fahrt zur „Avenue of Stars“ darf auch auf keiner To-Do-Liste fehlen. Die Straße liegt direkt an der Hafenpromenade auf der Halbinsel Kowloon, von wo aus wir auch die Lasershow gesehen haben. Sie ist ein Vorbild des Hollywood Walk of Fame in Los Angeles, in der sich in einer Reihe von goldenen Sternen die Namen und Handabdrücke berühmter Filmstars befinden. Die hier abgebildeten Stars werden auf den am Wasser gelegenen Handläufen gezeigt.

Die Atmosphäre in Hongkong ist, im Vergleich zu Shanghai, bedeutend westlicher und auch das Verhalten der “Hongkong Chinesen” ist zu den Chinesen westlicher angehaucht. Auf der Straße und in der Metro ist gefühlt ein gemischteres Publikum. Die Kommunikation mit den Menschen verlief problemlos, denn die Amtssprache dort ist Englisch und Chinesisch. Ich geriet in keine Missverständnisse und konnte mich normal verständigen. Denn meinem Empfinden nach ist das Beisammensein vieler Chinesen grundsätzlich sehr laut und unruhig, was ich bei den „Hongkong Chinesen“ zu keiner Zeit wahrgenommen habe.