Allgemein

In China sagt man bye bye…!

Veröffentlicht am

 

Die letzten Worte sind geschrieben,

das Kapitel China schließe ich hiermit!

 

Es ist soweit… denn heute geht mein Flieger endgültig in Richtung Deutschland!

Jetzt trete ich meinen mehrwöchigen Urlaub an und bereite mich auf meinen neuen Lebensabschnitt vor.

Auf meinen 3 jährigen Aufenthalt blicke ich insgesamt positiv zurück. Zudem habe ich mir den Wunsch erfüllt, „einmal im Leben für eine längere Zeit im Ausland Arbeiten und Leben zu wollen“. Die Zeit war nicht immer einfach, jedoch hätte ich es mir aber immer zum Vorwurf gemacht, diesen Schritt nicht gegangen zu sein. Umso beruhigender ist es heute, um diese Erfahrung reicher zu sein.

Durch den Auslandsaufenthalt habe ich Dinge schätzen gelernt, die ich vor der Zeit für selbstverständlich hielt. Heute weiß ich, wie unverschämt hoch der Überkonsum der Deutschen ist, ohne daß sie sich viele Gedanken darüber machen. Der Lebensstandard in Deutschland ist sehr hoch und dennoch sind die meisten Deutsche mit ihrer Lebensqualität unzufrieden. Im Gegensatz zu den  Deutschen, haben die Chinesen in vielen Bereichen weitaus weniger Möglichkeiten, sich neben der geringeren Auswahl an Lebensmitteln, sich zu verwirklichen und sind dennoch zufriedener. Jeder sollte einmal eine längere Zeit in einem Land leben, das bei weitem nicht die Vielfalt wie Deutschland bietet – in allen Lebensbereichen.

Am Schreiben meines Blogs und Buches hatte ich sehr viel Spaß. Mir ist bewusst, die Menge an eigener Zeit nicht wieder zu bekommen  – von nun an herrscht wieder ein anderer Wind. Durch den Aufenthalt in China, habe ich einen anderen Blick auf Deutschland und auf die Geschehnisse bekommen. Deutschland ist in vielen Bereichen zu sehr festgefahren und lässt sich auf der Nase herumtanzen. Manchmal hilft Durchgreifen und Handeln als endlose Diskussionen zu führen. Außerdem konnte ich mich in den 3 Jahren auf mich alleine konzentrieren, ohne mich von anderen fremdsteuern zu lassen. In dieser Zeit habe ich viel über die Zeit nach China und das, was mich erwartet, nachdenken und vorbereiten können.

Obwohl mir in Deutschland alle Möglichkeiten wieder zur Verfügung stehen werden, werde ich das eine oder andere in China vermissen. Zum Beispiel die Leichtigkeit, mich über den Fahrdienst DiDi von einem Fahrer von A nach B fahren zu lassen, den ich per Smartphone bestelle und bezahle. Insgesamt gefiel mir die Möglichkeit sehr gut, so gut wie alles mit dem Smartphone bezahlen zu können. Deutschland arbeitet ja gerade daran, das Bezahlen per Smartphone an immer mehr Stellen auszubreiten. Auch werde ich die Suppenküche vermissen, in der ich meine eigene Suppe zusammenstellen konnte – selbst nach den 3 Jahren habe ich mich daran nie satt gegessen.

Meine größte Geduldsprobe in den 3 Jahren war die Internetnutzung. Eine unglaublich langsame Geschwindigkeit und permanente Verbindungsabbrüche gehörten zur Normalität. Über die Beschwerden in Deutschland, das Internet sei so langsam, habe ich „noch“ kein Verständnis.

Die chinesische Regierung sperrt grundsätzlich alle Internetseiten und -dienste außerhalb Chinas. Dadurch wachsen die Chinesen in einer Netzwelt auf, die die chinesische Geschichte ähnlich lückenhaft erzählt wie die Schulbücher, die sie auswendig lernen müssen. In dieser Welt gab es weder die von Mao verursachte Große Hungersnot noch die darauffolgende Kulturrevolution. Die Studentenproteste von 1989 haben sich nie ereignet und Taiwan ist offiziell die 33. Provinz der Volksrepublik. Taucht ein Begriff auf, der eine Debatte auslösen könnte, wird er gesperrt. Die Zensur ist für die Regierung ein guter Weg, das Volk mit dieser Isolation für dumm zu verkaufen. Selbst einen Zeitungs- bzw. Magazinstand sucht man in ganz China vergebens. Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, die Internetzensur per VPN auszuhebeln. Im Laufe meines Aufenthaltes wurde aber die Verbindungsqualität immer schlechter, was mich mehr und mehr verärgerte. Sollen den nativen Chinesen das „Außennetz“ verwehrt bleiben, aber nicht denjenigen, denen die Zensur in ihrem Heimatland nicht berührt. Die meisten Chinesen verlassen „ihr Internet“ sowieso selten.

Ein großes Unverständnis bereitete mir außerdem die Kommunikation mit den Chinesen. Grundsätzlich sollte man nie davon ausgehen, daß ein „Ja“ oder ein Nicken die Bedeutung von „ich habe verstanden“ hat. Leider verfehlte das Abgesprochene oftmals das Ziel.

Meine prägendsten Momente waren meine ersten Wochen in China. Momente, mit den Mitmenschen nicht kommunizieren und kein Wort lesen zu können. Erstaunt von der Tatsache, daß die meisten Chinesen, in einem Gebiet wie Shanghai, kein Englisch sprechen. Für meine ersten Einkäufe ließ ich das Handy die Produktbeschreibungen per google-App übersetzen, um zu erkennen, was ich kaufen kann. Nach wie vor spreche ich kein Wort Mandarin und ich habe es auch während meines Aufenthalts nie lernen wollen. Mir war schnell klar, daß ich nach meinen 3 Jahren keine großen Berührungspunkte mehr zu China haben werde, um die Sprache sprechen zu müssen.

Die chinesische Küche werde ich größtenteils nicht vermissen – bis auf Dumplings, Hot-Pot und die Suppenküche. Die China-Restaurants in Deutschland sind nicht vergleichbar mit denen in China. Diese passen sich auf den deutschen Markt und Geschmack an. In diesen Restaurants wird üblicherweise vom Buffet gegessen oder jeder bekommt ein Gericht aus der Speisekarte serviert, das jeder für sich isst.

Wenn ich heute gefragt werde, ob ich die Entsendung noch einmal genau so machen würde, kann ich die Antwort bedingt bejahen. Für einen weiteren, langjährigen Auslandsaufenthalt, entscheide ich mich heute dagegen, denn der eine hat mich komplett und zufrieden erfüllt. Ein weiterer Aufenthalt bringt mich für das, was ich privat in Deutschland anstrebe, nicht weiter. Meine neuen Erfahrungen bringe ich von nun an in neue Projekte mit ein.

 

In China sagt man…

 

Allgemein

Suzhou – Das Venedig Chinas

Veröffentlicht am

An einem meiner letzten 4 Wochenenden in China, ging es zu fünft nach Suzhou – auch als „das Venedig Chinas“ bekannt. Mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten wirkt Suzhou wie ein Touristenmagnet, der jedes Wochenende tausende Menschen in die Stadt zieht. Ein weiterer Grund des starken Tourismusaufkommens sind die vielen Gärten, von denen einige seit 1997 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden sind. Suzhou ist nicht weit von den Toren Shanghais entfernt und ist schnell per Zug, Bus oder DiDi erreichbar.

Marco Polo hatte die Stadt nach eigenen Angaben im Jahr 1276 besucht und als großartig empfunden. Bekannt auch als die „Seidenhauptstadt“ des damaligen Kaiserreichs China, ist Suzhou seit dem 14. Jahrhundert bis heute führend in der Seidenproduktion. Abgesehen von der Seide, ist Suzhou heute ein Zentrum der Hightech-Industrie. Seit 1985 ist die Stadt eine der Sonderwirtschaftszonen, unter anderem produziert Apple dort Notebooks, Watches und iPods. Auch die Robert Bosch GmbH ist neben vielen weiteren Weltmarken dort vertreten.

Mit mehr als 10 Mio. Einwohnern gehört Suzhou zu den größeren Städten Chinas. In der etwa 14 Quadratkilometer großen Altstadt dürfen Gebäude eine Höhe von 24 Meter nicht überschreiten. Wolkenkratzer und auch die meisten Wohnblöcke befinden sich deshalb in neueren Stadtvierteln, wie dem Suzhou New District oder dem Suzhou Industrial Park.
Städte mit einer Größe von mehr als 10 Mio. Einwohnern gibt es in China etwa 92. In Deutschland hingegen sind es gerade einmal 4 Städte, die lediglich eine einstellige Mio. Einwohner-Marke erreichen.
Berlin treibt die Tabelle mit 3,64 Mio. an, gefolgt von Hamburg mit 1,84 Mio., knapp dahinter liegt München mit 1,47 Mio. Einwohnern und das Schlusslicht der Millionenstädte Deutschlands ist Köln mit etwa 1,09 Mio. Einwohnern.

Nachdem wir am frühen Morgen den Busbahnhof erreichten, starteten wir den Tag mit einem Spaziergang durch die vielen kleinen Gassen, der in einem kleinen Garten mit See, Statuen und einer großen Pagode endete. Die umliegende Vegetation und Statuen waren sehenswürdig, die Pagode konnte leider nicht betreten werden.

Nach der kleinen Besichtigungstour durch den Garten, ging es weiter zu einer Wasserstraße, die in der Tat ein Hauch von Venedig versprühte. Viele mit Menschen gefüllte Gondeln trieben durch die schmalen Gewässer, wie man sie aus Venedig kennt. Entgegengesetzt der sonst so schlechten Wasserqualität in China, waren diese Gewässer auffällig klar und sauber.

Einer der bekanntesten Gärten auf der Liste Chinas ist der „Garten des Bescheidenen Beamten“. Dieser Garten gehört zu den vier berühmtesten Gartenanlagen Chinas, der 1509 im Auftrag vom Zensor Wang Xianchen angelegt worden war. Für den Eintritt in diesen Garten bezahlt man 88 YUAN. Der Garten wird ganz sicher sehr nett aussehen, doch durch die Menschenmasse hatte der Garten das Bild des „Schönen Gartens“ verloren. Zu viele Menschen auf einem Fleck, der die Schönheit des Gartens nur erahnen ließ.

Nach diesem Garten ging es per DiDi weiter zur sogenannten „Hose“ und zum nahegelegenen See. Die „Hose“ ist ein Gebäude, das auch als „Tor zum Osten“ bezeichnet wird. Das Merkmal dieses Gebäudes ist die oben ineinanderliegende Zusammenführung beider Türme, die eine Hose darstellt. Vom gegenüberliegenden großen Platz aus, der direkt an einem See liegt, erhält man einen Blick auf den höchsten Turm Suzhous, der „Suzouh Supertower“.

Eine weitere Sehenswürdigkeit in Suzhou sind die alten Stadtmauern, die wir im Anschluss schnell per DiDi erreichten. Zumindest ein Ort, wo einmal die Stadtmauern gestanden haben, denn im Jahr 1958 wurden diese größtenteils abgerissen und im Jahr 2012 vermutlich soweit wiederhergestellt. Inzwischen war es dunkel geworden, weshalb die Mauern sehenswert mit Lichterspots angestrahlt worden sind. Wenige 100 Meter liefen wir an den Mauern entlang, bis wir eine lange treppenstufige Rampe zum Hinauflaufen der etwa 20 Meter hohen Mauern erreicht hatten. Von oben aus hatte man einen tollen Blick auf den anliegenden Fluß sowie auf die Stadt.

Zum Ende hin suchten wir eine weitere Wasserstraße auf, die jedoch wegen Bauarbeiten trockengelegt war. Dennoch boten die vielen angrenzenden kleinen Läden und Restaurants mit ihren die bunten und hellen Lichtern eine abwechslungsreiche Erkundungstour.

Zusammenfassend ist Suzhou eine sehr interessante Stadt, die viele unterschiedliche Sehenswürdigkeiten bietet. Wer sich einen ganzen Tag dort aufhält und vorab eine Übersicht aller interessanten Sehenswürdigkeiten samt Wegeplan aufstellt, bekommt einen interessanten und abwechslungsreichen Tag gefüllt.

Allgemein

Meine Lebensversicherung, das iPhone

Veröffentlicht am

Daß das iPhone einmal zu meinem notwendigen Alltagsbegleiter gehört, hätte ich vor der Zeit in China nicht gedacht. In Deutschland hatte ich kein Problem damit, wenn das Handy einmal zu Hause lag oder der Akku leer war. Das Mitführen meines Handys ist hier jedoch essentiell, denn in gewissen Situationen wäre ich ohne einem Handy komplett aufgeschmissen. Ohne Sprach- und Lesekenntnisse und der Tatsache, daß die meisten Chinesen der englischen Sprache nicht mächtig sind, bin ich auf mein Handy angewiesen.

Mit meinem iPhone bewege ich mich per DiDi fort, bezahle damit inzwischen so gut wie alles und lasse die chinesischen Schriftzeichen bzw. Bilder per Kamera live übersetzen. Für die Nutzung der google Übersetzungsapp bin ich allerdings vom VPN abhängig, da mir ansonsten die Übersetzungs-Funktion nicht zur Verfügung steht. Vor jedem Ausflug achte ich darauf, daß mein iPhone mindestens den Ausflug akkutechnisch übersteht oder ich notfalls eine Powerbank dabei habe.

Umso mehr freue ich mich auf die Zeit in Deutschland, nicht mehr auf das Handy angewiesen zu sein und ich es nur dann zur Hand nehme, wenn ich es möchte. Zudem unterbinde ich die permanente Erreichbarkeit grundsätzlich dadurch, indem ich mein Handy auf stumm schalte. Die Entscheidung, wann ich auf das Handy schaue und wann ich auf einen möglichen verpassten Anruf oder Nachrichten reagiere, möchte ich entscheiden.

Die folgenden Grafiken zeigen die Nutzung des Smartphones der Deutschen.

Wie oft schon stand ich in Hamburg an einer Ampel und habe nur darauf gewartet, meinem Vordermann mit Gehupe auf die grüne Ampel vor ihm aufmerksam machen zu müssen. Ein kurzer Blick in dessen Rückspiegel reicht aus, um festzustellen, ob derjenige auf sein Handy starrt. Gelegentlich entschuldigen sie sich durch das Heben ihrer Hand, es nervt aber trotzdem.

Das Handy mag den Alltag erleichtern und eine permanente Erreichbarkeit in gewissen Situationen wichtig sein, dennoch nimmt das Handy eine zu große Rolle bei vielen ein. Vor allem ist das Handy bei der jungen Generation zu präsent. Zum Beispiel schweigen sie sich in Restaurants an und starren eher auf das Handy als sich zu unterhalten.

Nur gut, daß ich noch ohne Handy aufwachsen durfte.

Allgemein

Ein halber BOSS

Veröffentlicht am

Ein Anzug für den Beruf, festliche Anlässe, Beerdigung oder gelegentlich für die Freizeit? Wenn es die wenigen Anlässe im Jahr zulassen, trage ich einen Anzug. Und wenn ich einen brauche, ist es gut, wenn der Kleiderschrank eine kleine Auswahl an Anzügen und Hemden bereitstellt.

Anzüge kaufe ich seit Jahren bei dem renommierten Herrenausstatter Policke in Hamburg. Einen von der Stange, ab 250,- EUR.

Hemden trage ich wiederum regelmäßig und habe eine große Auswahl davon im Schrank. Seit Jahren trage ich ausschließlich Hemden von Olymp, die Produktlinie Level 5 in der Größe 41. Diese bekomme ich bei jedem gut ausgestatteten Herrenausstatter. Die Preise liegen zwischen 39,- und 59,- EUR.

Wie viel ein maßgeschneiderter Anzug in Deutschland kostet, weiß ich nicht. Ich gehe von ab 500 EUR aus und nach oben werden keine Grenzen gesetzt sein. Vor meiner Entsendung nach China hörte ich davon, daß man sich dort gute und günstige Anzüge schneidern lassen kann.

Und damit kam ein weiterer Punkt auf meine To-Do-Liste. Den Anzug wollte ich im 3. Jahr, meinem letzten Jahr in China, schneidern lassen, um ihn nicht unnötig irgendwo herumhängen zu haben, denn in China wollte ich ihn nicht tragen. Einen ersten Anzug wollte ich mit meinem Sommer-Urlaubsflug 2019 mit nach Deutschland nehmen. Ein oder zwei weitere dann mit meinem letzten Flug nach Deutschland. Darum machte ich mich ein Juni-Wochenende auf den Weg zum Schneider. Die Auswahl an Schneidern in Shanghai ist riesig. Ich glaube, daß zwar jeder Schneider für sich arbeitet, die Fabriken aber, in denen die Anzüge gefertigt werden, dieselben sind.

So groß die Auswahl von Schneidern auch war, genau so groß war mindestens die Vielfältigkeit der Anzugsformen. Entscheiden musste ich mich u.a. zwischen Sakkorücken mit 1 oder 2 Schlitzen, Kragenform, Anzahl der Manschettenknöpfe, Farbe, Stoff, Muster u.s.w.

Neben den Anzügen werden auch Hemden maßgeschneidert. Die Vielfalt war ähnlich groß wie die bei den Anzügen. Anzahl der Knöpfe, Hemdtasche, Kragenform, (Kragen-/Manschetten-) Farbe, Initialen in der Manschette, Muster, Stoff,…

Meine Entscheidung fiel auf einen dunkelblauen, weniger glänzenden Anzug. Außerdem habe ich mir aus den vielen Mustern und Farben 3 einfarbige Hemden ausgewählt, die für Freizeit und Arbeit gut geeignet waren. Im Regelfall sind die Anzüge und Hemden nach etwa 3 Tagen abholbereit.

Daher ging es am darauffolgenden Wochenende zur Abholung. Sollte etwas bei der Anprobe nicht in Ordnung sein, werden Änderungen innerhalb einer halben Stunde umgesetzt.

Der Anzug paßt und sitzt, wie er soll. Änderungen brauchten keine vorgenommen werden. Die Hemden fallen insgesamt ähnlich slim wie die Hemden von Olymp aus.

Qualitativ sind die Anzüge nicht besser als die von der Stange, aber auch nicht wesentlich schlechter. Der Stoff scheint etwas dünner zu sein. Im Vergleich zu den Anzügen von der Stange, macht der Anzug optisch einen besseren Eindruck.

Die Vermessung wird in Deutschland sicherlich akkurater als bei den chinesischen Schneidern sein, doch Maße werden dieselben sein. Bei meiner Vermessung trug ich Freizeitklamotten und normale Straßenschuhe. In Deutschland hingegen, wird vermutlich ein weißes Shirt und passende Schuhe zum Maßnehmen vorausgesetzt. Doch wie mit so vielen Dingen in China, sollte man flexibel sein und bei gewissen Dingen nicht so genau hinsehen, wie wir Deutschen es gerne machen.

Nach kurzem Handeln mit der Verkäuferin, haben wir uns auf 1.000 RMB (ca. 130 EUR) für einen Anzug und auf 200 RMB (ca. 26 EUR) für ein Hemd einigen können. Wenn ich einen weiteren Anzug oder Hemd kaufen möchte, ist dies kein Problem. Meine Maße sind in deren Tablet gespeichert, die sie für neue Anfertigungen nutzen können.

Allgemein

Der erste ALDI-Markt in Asien – Shanghai

Veröffentlicht am

Im Jahr 2013 versuchten Media Markt und wenig später LIDL, auf dem asiatischen Markt Fuß zu fassen. Doch der rasche Besucherschwund zwangen die beiden Märkte relativ schnell in die Knie und zogen sich wenige Monate nach Eröffnung wieder zurück. Seit 2019 wagt es nun auch ALDI – zunächst mit 2 Filialen.

Im Juni 2019 eröffnete der erste ALDI-Markt in Asien – mit etwa 1.300 Artikeln in 15 Produktkategorien auf einer Verkaufsfläche von ca. 336 qm. Zu meinem Glück  in Shanghai, denn dadurch lag der Markt nicht weit von mir entfernt Die Strategie des ALDI-Marktes gab vor, sich durch ein hochwertigeres Ambiente als das der deutschen ALDI-Märkte, hervorzuheben. Durch das (vorgegebene) qualitativ höhere Produktniveau gegenüber der lokalen Konkurrenz, verlangt ALDI höhere Preise. Ein zusätzlicher Service von ALDI ist außerdem die Waren-Belieferung von Kunden, die im Umkreis von 3 km wohnen.

Doch reicht diese Strategie aus, um sich auf dem asiatischen Markt behaupten und überleben zu können? Wenn das Konzept aufgeht, wird ALDI 100 weitere Filialen in Asien eröffnen. Um das herauszufinden, fuhr ich im Juni zum ALDI. In der Hoffnung, viele mir bekannte Artikel vorzufinden, die ich in China sonst nicht bekomme.

Chinesen finden großen Gefallen an deutschen Waren. Meiner Meinung nach richtet sich der ALDI-Markt zu sehr an einen üblichen chinesischen Supermarkt. Leider finden sich nur wenige deutsche Produkte in den Regalen. Nicht einmal Wurst, Käse und sonstige für uns täglich unverzichtbare Lebensmittel waren auffindbar. Lokale Marken, die ich in jedem chinesischen Supermarkt finde, verkaufen sie dort zuhauf. Das Angebot hebt sich kaum von anderen Supermärkten ab. Für mich ist das Sortiment zu „chinesisch“. Für einen deutschen Supermarkt erwarte ich eine Mischung aus deutschen und chinesischen Produkten. Selbst durch den teuren Warenimport wäre ich bereit gewesen, den Mehrpreis für ein deutsches Produktsortiment zu zahlen.

Eine interessante Aussage einer Angestellten war, daß sie bereits morgens zum Arbeitsantritt ihre Aufgaben kennt. Eine derartige Planung scheint in anderen Supermärkten scheinbar nicht der Normalfall zu sein. Ein weiteres, interessantes Merkmal dieses ALDI-Marktes war die Installation einer einzigen Kasse. Neben der einzigen Kasse können die Kunden ihre Artikel eigenhändig an einem Scanstandpunkt einscannen und online per WeChat zahlen.

Den Chinesen wird durch das hochwertigere Ambiente und des höheren Preisniveaus etwas suggeriert, was sie in Deutschland in der Form nicht vorfinden. ALDI versucht in Asien ein anderes Bild darzustellen und versucht, sich dadurch von der chinesischen Konkurrenz abzuheben, was meiner Meinung der falsche Weg ist und auf langer Sicht nicht funktioniert. Ich empfinde diesen Markt wie jeden anderen chinesischen Markt. Von einem weiteren Besuch wäge ich daher ab, sollte sich das Sortiment nicht ändern. Ich bin gespannt, wann der Hype um ALDI abschwächt und damit auch die Besucherzahl deutscher Kunden.

Allgemein

Unglauplich fiele rechtschreibfeler

Veröffentlicht am

China ist bekannt für Produktpiraterie. Die gefälschten Produkte lassen sich oftmals nur schwer vom Original unterscheiden. Erst auf den zweiten Blick fallen hier und da ein paar Qualitätsunterschiede auf und anderen Produkten kann die Fälschung wiederum direkt angesehen werden. Doch nicht nur die Produkte sind teils sehr schlecht gefälscht, sondern auch die Firmennamen und -logos sind schlichtweg falsch geschrieben bzw. weichen vom Originallogo ab. Manchmal glaube ich, daß manche Abweichungen bewusst gemacht werden, um nicht mit den Originalherstellern in Schwierigkeiten zu geraten.

Eine interessante Entdeckung machte ich bei MINISO. MINISO ist eine in China weit verbreitete Ladenkette, die sich auf Haushaltswaren und Konsumgüter spezialisiert hat und eigene Produkte verkauft. Die Produkte sind qualitativ in Ordnung, vergleichbar mit günstigen Produkten von ALDI und LIDL. Der MINISO in meiner Nähe ist nicht wirklich groß, er bietet jedoch eine Vielfalt an unterschiedlichen Produkten. Durch das häufig wechselnde Sortiment schaue ich dort regelmäßig vorbei und finde fast jedes Mal Spielzeug für meine Nichte und Neffen.

Doch selbst in einem seriösen Geschäft wie MINISO, schleicht sich der Rechtschreibteufel ein. Auf einem Preisschild haben sie tatsächlich ihr eigenes Firmenlogo nicht richtig schreiben können!

Ähnlich verhält es sich bei öffentlichen Schildern. Schilder haben grundsätzlich die Aufgabe, auf etwas hinzuweisen und ich gehe davon aus, daß die Wörter vor dem Druck auf Fehler überprüft werden. Zumindest waren mir in Deutschland keine Fehler auf solchen Schildern aufgefallen oder ich hatte nie genau hingesehen. In China find ich auf fast jedem Schild mindestens ein Fehler.

Auf dem folgenden Aufkleber haben sich gleich 3 Fehler eingeschlichen. Dieser Aufkleber klebt auf der Fahrstuhltür des Gebäudes, in dem das German Centre untergebracht ist. Das Gebäudemanagement ist ein rein chinesisches Unternehmen, ohne Wurzeln zu ausländischen Firmen. Dennoch erwarte ich, daß ein Gebäude, das internationale Unternehmen verwaltet, solch ein Fauxpas nicht passiert.

Selbst Schilder von öffentlichen Stellen sind von Fehlern nicht gefeit und führen diese Eigenart fort.

Ich frage mich ernsthaft, ob die Schreibfehler automatisch zustande kommen. Vermutlich werden die Schilder per Übersetzungsprogramm automatisch aus dem Chinesischen ins Englische übersetzt und ungeprüft gedruckt. Anders kann ich mir die Vielzahl von Fehlern nicht erklären.

Weil aber Hinweise hilfreich und nützlich sind, meine ich „Besser falsch als kein Hinweis“.

Allgemein

Einfach nur Haare schneiden

Veröffentlicht am

„Oben kurz und an den Seiten etwas kürzer.“ Ein einfacher Satz, um dem Frisör den Wunsch seines Haarschnitts mitzuteilen. Doch wie bringe ich jemandem diesen Satz bei, der mich nicht versteht?

Täglich geraten wir in Situationen, sich verständigen zu müssen. Eine völlig normale Situation, wie wir sie mehrfach erleben. Als unbewusst und selbstverständlich betrachten wir die Situation, weil wir verstanden werden. Aber wie ist es oder besser ausgedrückt: “Wie fühlt es sich an, sich verständigen zu müssen, wenn weder die Sprache noch die Schriftzeichen beherrscht werden?” Manchmal hilflos, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und versuche, es mit Humor zu nehmen.

Mit etwa 70% zählt die Sprache Mandarin als Muttersprache aller Chinesen. Mandarin ist eine sogenannte Tonsprache. Als Tonsprache bezeichnet man eine Sprache, bei der mit einer Änderung der Tonhöhe oder des Tonverlaufs in einer Silbe in der Regel auch eine Änderung der Bedeutung des entsprechenden Wortes einhergeht. Tonsprachen sind die häufigsten aller heute weltweit gesprochenen Sprachen, umfassen allerdings nicht die Mehrheit aller Sprecher.

Meine nicht vorhandenen Sprachkenntnisse lassen mich oft im Dunkeln stehen. Hinzu kommt die weitverbreitete Charaktereigenschaft der Chinesen, Dinge, anders als erwartet, aufzunehmen und zu verarbeiten. Diese Momente erschweren es mir jedes Mal wieder aufs Neue, eine für uns einfache und nachvollziehbare Erklärung abzugeben.

Mein Leidensdruck war nie groß genug, die Sprache lernen zu wollen. Irgendwie konnte ich mich verständigen und wenn nicht, dann eben nicht. Mit Englisch komme ich ganz gut zurecht, darum ist es für mich in Ordnung, gelegentlich nicht verstanden zu werden. Außerdem wollte ich die Zeit in China anders nutzen als regelmäßig für etwas zu pauken, das ich in Deutschland nicht wieder hätte anwenden müssen. Denn wie mit fast allen Dingen im Leben, verstummen diese, wenn sie nicht regelmäßig angewandt werden.

Um einen Haarschnitt komme ich auch in China nicht drum herum. Die Frisöre, zu denen ich gehe, sprechen nur einen Bruchteil Englisch. Für ein „hello“, „bye bye“ und „be careful“ reicht es aus. Ein „be careful“ dient als höflicher Hinweis, damit ich mir meinen Kopf nicht stoße. Denn vor und nach dem Haareschneiden, lasse ich mir die Haare waschen und die Waschbecken befinden sich in der 1. Etage, die ich durch einen niedrigen Durchgang erreiche.

Um dem Frisör meinen Haarschnitt zu erklären, zeige ich ihm 2 Bilder. Das eine Bild zeigt den Haarschnitt, wie ich ihn gerne hätte und das andere Bild, wie kurz es nicht sein soll. Zusätzlich habe ich mir 2 Zettel anfertigen lassen, mit „nicht kürzer als 10 mm“ und „an den Seiten kürzer als oben und die Stirn nicht kahl rasieren“. In China lassen sich nämlich viele Männer ihre Stirn kahl rasieren, was unglaublich schrecklich aussieht. Dadurch lassen sich die vorderen Haare in den ersten 2-3 Wochen gar nicht zurechtlegen, nicht einmal mit Haargel – die kurzen Haare an der Stirn sprießen nur so hervor. Einer meiner schlimmsten Frisörbesuche war der, als mir die Haare auf wenige mm kurz geschnitten worden sind. Bis zum nächsten Frisörtermin konnte ich mir entspannte 2 Monate Zeit lassen.

Inzwischen lege ich mir die Frisörtermine so zurecht, daß ich mir zu Beginn eines jeden Deutschlandaufenthaltes, einen normalen Haarschnitt schneiden lassen kann.

Das Haareschneiden in China ist unglaublich günstig. Ein Haarschnitt inkl. Haarewaschen, vorher und nachher, kostet bei meinem Frisör normalerweise 50 YUAN (ca. 6,50 EUR). Durch eine VIP Card bezahle ich die Hälfte – ca. 3,25 EUR. Die VIP Card ist im Grunde genommen eine Prepaid Karte, die ich mit mindestens 500 YUAN aufladen muss. Dadurch binde ich mich zwar an den Frisör, doch bis zur Rückkehr nach Deutschland habe ich die Karte abgeschöpft.

Allgemein

Made in China

Veröffentlicht am

Produkte aus China gewinnen in Deutschland immer mehr an Beliebtheit. Unschlagbare Preise für gleichwirkende Produkte. Doch werden die Produkte genau unter die Lupe genommen, fallen in vielen Fällen gravierende Unterschiede zu den Produkten aus Deutschland auf, sowohl in der Eigenschaft als auch in der (Ab)Nutzung. Immer wieder fallen Produkte „Made in China“ in Tests durch. Entweder weisen sie Sicherheitsmängel, giftige Stoffe oder eine schlechte Verarbeitung auf, die Liste ist lang. Der Spruch „Wer billig kauft, kauft zweimal“, trifft auf chinesische Produkte mehrheitlich zu. Produkte chinesischer Hersteller leiden oft unter der Qualität, wenn die Produktionsstätten, ohne Einwirkung ausländischer Unterstützung, produzieren.

Das Gütesiegel „Made in Germany“ zeichnet die in Deutschland produzierten Waren durch eine hohe Qualität aus und verspricht eine lange Nutzungsdauer. Für gewöhnlich liegt das Preisniveau dieser Produkte über die der No-Name Produktherstellern oder über die der kopierten Produkte aus China.

China ist ein Mekka für ausländische Firmen, vor allem wegen der günstigen Produktionskosten. Dadurch ist es für die Unternehmen immer noch lohnenswerter, die Produkte auf der anderen Seite der Welt als im eigenen Land zu produzieren. Die in China niedergelassenen, ausländischen Firmen, schaffen es zumindest, ihre Produkte in exzellenter Qualität herzustellen. Um den hohen Qualitätsstandards gerecht zu werden, stehen solche Produktionsstätten im Regelfall unter ausländischer Aufsicht. Ein bekanntes Beispiel für Top-Qualität ist der Technik-Gigant Apple. Apple produziert so gut wie jedes seiner Produkte in China. Vergleicht man die deutschen Preise mit denen in China, kann bei einem Produktkauf in China, je nach Umrechnungskurs, viel Geld gespart werden.

Was sich mit einem Preisvergleich bei Appleprodukten offensichtlich lohnen kann, verhält sich mit wenigen Produkten genau umgekehrt. Bei Produkten desselben Typs, konnte ich in Deutschland weitaus günstigere Preise feststellen, obwohl die Produkte auf „Made in China“ hinweisen. Ein Beispiel hierfür ist ein HP Drucker, den wir in unserem Büro nutzen. In Deutschland kostet dieser etwa 360,- EUR. In China bezahlt man für denselben Typ etwa 1.000 EUR. Ein weiteres Beispiel sind Sportartikel vom Sportartikelhersteller und -händler Decathlon. Die Preise in Deutschland sind deutlich günstiger, obwohl Decathlon ca. 80% seiner Eigenmarken in China herstellt. Umso mehr verwundern mich die hohen Preisunterschiede.

Der Spruch „Wer billig kauft, kauft zweimal“, lässt sich im übertragenen Sinne mit „Wer pfuscht, hat hinterher mehr Arbeit“, auf die chinesische Baubranche übertragen. Auf mich wirken die Bauwerke auf den ersten Blick zunächst schick und hochwertig. Doch je länger ich hier lebe, fallen mir nach kurzer Zeit erhebliche Schönheitsfehler ins Auge. Diese Beobachtung mache ich inzwischen bei fast jedem Bauwerk. Nach meinem Empfinden werden Bauwerke zu 90% fertiggestellt, das i-Tüpfelchen zu den 100% fehlt fast jedes Mal. Die Qualität fühlt sich insgesamt nicht so hochwertig wie in Deutschland an.

Ob der Bau neuer Gebäude, Hochhäuser, Umbauten, Umzüge oder Renovierungen, ein solches Projekt zieht sich in Deutschland und je nach Projektgröße und -budget, von ein paar Monaten bis zu ein paar Jahren hin. Erst nach ausgiebiger Planung geht es an die Umsetzung. Vermehrt werden der Fertigstellungstermin und das Budget jedoch nicht mehr eingehalten. In China hingegen fallen erste Spatenstiche nach kürzester Zeit, Budget und Termine werden im Regelfall eingehalten. Ein Beispiel sind die hohen Wohnblöcke, die derzeit überall hochgezogen werden. Unglaublich, wenn ich die Umgebung meines Wohnviertels von vor 2 Jahren mit heute vergleiche. Gefühlt hat sich die Summe der neu erbauten Gebäude mehr als verdoppelt. Mit jedem neuen Wohncompound entsteht eine kleine eigene Stadt auf kleinster Fläche.

Die schnelle Baugeschwindigkeit spiegelt leider auch die Qualität dieser Wohnungen wider. Wohnungen, die gerade einmal 4 Jahre alt sind, weisen bereits erste Alterserscheinungen auf. Zum Beispiel wurden die Außenwände aller Wohnblöcke meines Wohncompounds erneuert, weil Teile aus der Fassade herausbrachen.

Im Inneren der Hochhäuser setzen sich die Bauqualitäten fort. Beleuchtete Notausgangssignale sitzen nicht mehr in ihrer Halterung, sondern hängen an ihren Kabeln von der Wand. Die Fahrstuhltüren sind noch immer in Schutzfolie eingeschweißt, die Risse und Löcher aufweist. In China sind so gut wie alle Gegenstände in Schutzfolie eingeschweißt, sie werden jedoch nie abgezogen. Ein weiteres Beispiel chinesischer Baukunst sind die fehlenden Fugen in gefliesten Duschen, wodurch Feuchtigkeitsschäden in Wänden vorprogrammiert sind. Im Gegensatz zu Deutschland wird auf die Wartung von Gebäuden grundsätzlich keinen großen Wert gelegt, weshalb die Lebensdauer der Gebäude eher kurz als lang ist. Gebäude verwahrlosen nach wenigen Jahren und hinterlassen einen unansehnlichen Eindruck. Vielmehr werden Gebäude neu gebaut als sie zu pflegen.

Nichtsdestotrotz finde ich es immer wieder faszinierend und beeindruckend zugleich, wie schnell die Chinesen reagieren und Dinge umsetzen. China ist bekannt für große Bauwerke und schneller Umsetzung. Wenn nötig, arbeiten sie die Nächte und Wochenenden durch. Deutschland hingegen entwickelt sich immer mehr zu einem Land mit schlecht organisierten und falsch kalkulierten Projekten.

Ein Paradebeispiel großer Bauprojekte ist der derzeit gebaute Flughafen in Peking. Dieser wird nach Bauabschluss der größte Flughafen der Welt sein. Das Großprojekt “Seestern” soll in nur 60 Monaten fertig sein und ist im Zeitplan. Pünktlich, im September 2019, sollen erste Flieger abheben. Erst im Dezember 2014 begannen die Bauarbeiten. Zunächst fertigt der Flughafen 45 Mio. Passagiere pro Jahr ab und nach weiteren Erweiterungen bis zu 100 Mio. Ein bitterer Beigeschmack dabei war der Abriss von 21 Dörfern, 16.000 Bauern mussten ihr Land verlassen.

Die Bauarbeiten des Flughafens BER begannen bereits im Oktober 2006 und ein Ende ist nicht in Sicht. Neue Mängel verschieben immer wieder den Eröffnungstermin und treiben die Kosten weiter in die Höhe. Der neue Eröffnungstermin ist für Dezember 2021 geplant. Bis dahin wird das Projekt geschätzte 6,5 Mrd. EUR gekostet haben, von ursprünglich 2 Mrd. EUR.

Allgemein

Der China-Knigge – Teil 3

Veröffentlicht am

Weniger offensichtlich

  • Beim Essen bestellt man in der Regel mehrere Gerichte. Reis muss gesondert bestellt werden.
  • Suppe wird oft als einer der letzten Gänge serviert, weil man die Vorstellung hat, damit die letzten Hohlräume im Magen auszufüllen.
  • Es ist möglich, dass die komplette Speisen-Bestellung gleichzeitig auf den Tisch gelangt, weil es keine zeitliche Speisenfolge nach europäischen Vorstellungen gibt.
  • Es ist üblich, mit vollem Mund zu reden oder während des Essens zu rauchen (gern auch mal gleichzeitig). Auch Fleischreste zwischen den Zähnen entfernt ein Chinese sich ungeniert. Am bekanntesten ist wohl die Tatsache, dass Chinesen beim Essen nicht sonderlich auf die Geräuschentwicklung achten. Man sollte sich an deutlichem Schmatzen oder Schlürfen nicht stören, denn es gehört in China zum Essen dazu. In der chinesischen Sprache trinkt man eine Suppe, man isst sie nicht.
  • Beim Essen wird Alkohol getrunken und auch Trinkspiele (Würfeln) sind beliebt.
  • In China muss ein Trinkglas immer voll sein, im Gegensatz zu Deutschland, wo man üblicherweise erst dann nachschenkt, wenn ein Glas leer getrunken ist. Es wird auch nachgeschenkt, obwohl man noch fast gar nichts getrunken hat. Dies gilt vor allem für leichtere alkoholische Getränke wie Bier.
  • Man sollte vermeiden, sich selbst etwas einzuschenken, ohne vorher nicht allen anderen Tischgästen ebenfalls nachgeschenkt zu haben – und sei es nur andeutungsweise. Selbst in ein volles Glas passen noch ein paar Tropfen mehr hinein.
  • Sind die Gläser gefüllt, geht es ans Anstoßen und Zuprosten auf chinesisch. Stößt man mit den anderen Tischgästen an, so gibt es auch hier einige Feinheiten, die vielleicht nicht sofort auffallen. Als besondere Respektbekundung gegenüber einer älteren oder übergeordneten Person wird das Glas beim Anstoßen mit zwei Händen gehalten, wobei die eine Hand das Glas normal hält, während die andere Hand mit der Handfläche nach oben unter den Glasboden gehalten wird. Eine weitere besonders höfliche Respektbekundung ist es, darauf zu achten, dass man das eigene Glas beim Anstoßen etwas niedriger hält als das Glas des Gegenüber. Allerdings wird wohl kein Chinese von einem Europäer erwarten, diese Feinheiten wirklich zu kennen. Zumal man als Europäer üblicherweise ohnehin außerhalb der chinesischen gesellschaftlichen Hierarchie steht.
  • Bei festlichen Anlässen wird der Gastgeber zu dieser Gelegenheit eventuell ein paar nette Worte sagen. Das Wort, auf das man dabei achten sollte ist „gan bei“, was wörtlich übersetzt trockenes Glas heißt. Und genau das ist gemeint! In Deutschland würde man „auf ex“ sagen.
  • Während des Essens wird der chinesische Gastgeber wahrscheinlich fragen, ob man Alkohol trinken möchte. Dem deutschen Gast wird er dabei vermutlich ein Bier wie Tsingtao vorschlagen. Zusätzlich vermutlich auch Maotai oder einen ähnlichen chinesischen Weißwein. Wobei das schnapsähnliche Getränk nichts mit Weißwein zu tun hat. Warum das chinesische Wort für Schnaps „bai jiu“ oft mit Weißwein übersetzt wird, weiß wohl niemand. Richtiger wäre wohl „Klarer Schnaps“.

  • Durch ein unhöfliches „Nein” die Einladung zum Trinken einfach abzulehnen, geht nicht. Es bleiben zwei Optionen: Mitzutrinken (eventuell recht viel) oder eine höfliche Ausrede zu erfinden. Die erste Option bedarf keiner weiteren Erklärung. Je nach Temperament und Trinkfestigkeit des chinesischen Gegenübers kann das durchaus dazu führen, dass bald darauf noch eine zweite Flasche Maotai bestellt wird und man später auf allen Vieren aus dem Raum kriecht.

  • Um nicht mitzutrinken, ohne dem Gegenüber durch eine direkte Ablehnung bloßzustellen, sollte man eine kleine Ausrede parat haben. Da man als Ausländer meistens mit dem Taxi oder einem Chauffeur unterwegs ist, fällt das klassische „Ich muss noch fahren” in diesem Fall aus. Eine akzeptable Ausrede ist zum Beispiel die Einnahme von Medikamenten, die keinen Alkoholkonsum erlauben. Wenn man bereits angefangen hat mitzutrinken, wird es ungleich schwieriger, ohne Gesichtsverlust auszusteigen.
  • Für rund 56% der Chinesen gilt, dass sie Alkohol nur schlecht vertragen, da ihnen ein zum Alkoholabbau im Körper das wichtige Enzym Acetaldehyddehydrogenase (ALDH) fehlt. ALDH ist ein zur Gruppe der Aldehyddehydrogenasen gehörendes Enzym, welches im menschlichen Körper zum Abbau von Alkohol (Ethanol) benötigt wird. ALDH wandelt das, durch ADH aus Alkohol erzeugte, toxische Acetaldehyd (Ethanal), in Acetat um.
  • Nach dem Essen sollte man keinen Chinesen zu einem Absacker einladen. Dies wird oft mit dem „letzten Getränk vor dem Tode” assoziiert – analog der berühmten „letzte Zigarette“ bei uns.

Fotografieren

  • Vor dem Fotografieren eines Menschen sollte dieser immer um Erlaubnis gefragt werden.
  • Fotografieren auf Flughäfen und in einigen Tempeln ist verboten. Vorsicht ist auch bei militärischen Anlagen oder staatlichen Einrichtungen angebracht.

Sonstiges

  • Öffentliche Gebäude und buddhistische Tempel sollten nur in angemessener Kleidung betreten werden.
  • Religiöse Skulpturen, zum Beispiel von Buddha, sollten nicht berührt werden.
  • Mit Zahlen ist in China allerlei Mystik verbunden. Ähnlich wie bei uns in Deutschland die Zahl 13, gibt es auch in China Zahlen, die den Ruf genießen, Unglück zu bringen und solche, die als positive Symbole gelten.
  • In China gelten die Zahlen Vier (4), Sieben (7) und Zehn (10) als Unglückszahlen. Die Aussprache von Vier (si) und Zehn (shi) in Mandarin, hört sich ähnlich an wie die Aussprache des Wortes „Tod”. Die Aussprache des Wortes sieben (qi) hört sich ähnlich an wie das Wort für „fortgegangen”. Bei Einladungen gilt es außerdem, möglichst eine gerade Zahl von Gästen einzuladen, um Unglück fernzuhalten.
  • Zahlen mit positiver Konnotation sind die 6, die 8 und die 9, da ihre Aussprache ähnlich der einiger positiver Wörter ist. Das Wort für 6 in Mandarin ist liu, was auch soviel bedeutet wie problemlos oder erfolgversprechend. Die Zahl 8 wird in Mandarin fa ausgesprochen. Eine weitere Bedeutung des Wortes ist bevorstehender Reichtum.
  • Die Zahl 9 wird auf Mandarin als Jiu ausgesprochen, was an das Wort „für immer” erinnert und vor allem im Zusammenhang mit Freundschaft gebraucht wird.
  • Zahlen, die mit 6, 8 oder 9 enden, bedeuten also etwas positives. Den „Aberglauben” in Verbindung mit Zahlen kann man in China zum Beispiel beobachten, wenn es um Telefonnummern von Unternehmen geht oder um Zimmernummern von Hotels. Ähnlich wie es in Europa oft keine 13. Etage in Hotels gibt.
  • Bei uns stehen auf den Aktienmärkten die roten Zahlen für fallende Kurse, die grünen Zahlen für steigende Kurse. In China ist dies genau anders herum. Rot ist die Farbe für Glück und zeigt daher die steigenden Zahlen an, die grünen deuten auf fallende Kurse hin.

  • Protzig goldene Dekorationen. Gold ist in China – wie auch in Europa – schon immer ein ganz besonderes Metall gewesen. Es zählt in China (neben dem Holz, der Erde, dem Wasser und dem Feuer) sogar zu den „fünf Elementen des Lebens”. Als Ausdruck von Reichtum und Wohlstand sind Gold und goldene Dekorationen daher sehr beliebt.
    Denn, im Gegensatz zu Deutschland, wo man seinen Wohlstand eher dezent zu verstecken versucht, ist es in China ganz normal, seinen finanziellen Erfolg stolz und offen zu zeigen.
    Das mag auch an der Reaktion liegen, die man bei anderen damit auslöst. In Deutschland ist die Reaktion oft eher Missgunst und der Ruf nach höheren Steuern für Reiche. In China dagegen gilt es vielen Menschen eher als Ansporn, es durch Fleiß und Arbeit auch einmal so weit zu bringen. So wie es in den 50er Jahren in Deutschland auch eher üblich war.
Allgemein

Der China-Knigge – Teil 2

Veröffentlicht am

Alltägliches Miteinander

  • Ein Anstarren des Gesprächspartners – oder wie wir sagen würden – ein fester, bestimmter Blick in die Augen des Gegenübers, gilt als Ausdruck von Stärke oder aufmerksamem Zuhören. In China wird es eher als unangenehm und aufdringlich empfunden, dem Gesprächspartner zu lange oder zu bestimmt in die Augen zu gucken. Das heißt nicht, dass man einen Gesprächspartner gar nicht ansehen soll.
  • In China sollte man sich bemühen, möglichst neutrale Gesprächsthemen zu wählen. Unterhaltungen über chinesische Politik sind genauso fehl am Platze wie das Schimpfen über die deutsche Politik. Sich über das eigene Land negativ zu äußern, was in Deutschland ja durchaus üblich ist, würde in China auf erhebliches Unverständnis stoßen. Ebenso wie der Versuch, über Menschenrechte, Tibet oder andere chinesische innenpolitische Themen zu reden. Politische Themen werden in China eher selten diskutiert. Andererseits gibt es durchaus Themen, die in Deutschland Befremden auslösen würden, über die man sich in China jedoch völlig natürlich unterhält. Üblich ist zum Beispiel die direkte Frage nach dem Einkommen des Gesprächspartners. Dies ist bekanntlich bei uns tabu.
  • Chinesen diskutieren zwar miteinander leidenschaftlich gern über alle möglichen Themen. Am Schluss einer jeden Diskussion sollte jedoch stehen, dass man sich im Grunde darauf einigt, dass beide Recht hatten oder man eigentlich das Gleiche meinte. Es gibt keinen, der am Schluss Recht hat. Dies würde peinlich arrogant wirken und/oder als ein persönlicher Angriff auf den Diskussionspartner gewertet werden können.
  • Chinesen sind oft Meister darin, Kritik durch die Blume anzubringen. Hat jemand seinen Job außerordentlich schlecht gemacht, dann wird eben betont, dass er noch viele andere Verpflichtungen hat und man ihn daher das nächste Mal nicht wieder behelligen möchte. Ist eine Idee wirklich schlecht, dann betont man, dass der Urheber schon oft viele gute Ideen hatte. Die Grundlage des Miteinanders in China ist die Aufrechterhaltung der Harmonie und die Vermeidung von Streit.
  • Anstarren von Leuten ist üblich und ein Zeichen von Neugier, wenn beispielsweise ein Europäer durch seine Größe oder Haarfarbe auffällt. Das umgekehrte Anstarren sollte man lassen, ebenso wie bewundernde Blicke oder Gesten. Es wird wahlweise als Missbilligung oder bedrohlich empfunden.
  • Laute Unterhaltungen, am Telefon oder mit dem Gegenüber, gehören zum Alltag dazu.
  • Wer dem Kellner, Taxifahrer usw. Trinkgeld gibt, läuft Gefahr, ihn damit zu beleidigen.
  • In Deutschland ist es teilweise durchaus üblich, dass man sich mit einem Papiertaschentuch in der Hand die Nase schnäuzt. In China sollte man darauf verzichten, denn dies gilt als extrem unfein. Hierfür sollte die Toilette aufgesucht werden.
  • Anders ist es beim Rülpsen. Während man dies in Deutschland nicht (mehr) tun sollte, ist es in China durchaus normal, dass man einen Rülpser herauslässt. Jedoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass das Rülpsen in China kein Zeichen für schlechte Manieren ist.
  • In der Öffentlichkeit wird oft und gerne auf den Boden gespuckt.
  • Verbeugung und Händedruck. In China kennt man zwar durchaus auch — ähnlich wie im Westen — den Händedruck zur Begrüßung, zusammen mit einer angedeuteten Verbeugung. Allerdings ist der chinesische Händedruck eher ein kurzes Ineinanderlegen der Hände. Wenn ein Chinese einen Gast aus dem Westen begrüßt, wird er einen Händedruck also durchaus erwarten. Während jedoch im Westen ein „fester Händedruck” ein Ausdruck von Stärke und Entschlossenheit ist, wird es in China als unhöflich empfunden, dem Gegenüber die Hand zu fest zu drücken.
  • Wenn sich die Menschen beim Erzählen die Hand vor dem Mund halten, haben sie Mundgeruch. In China haben rund 80% der Menschen Mundgeruch.
  • Die Sitte, Visitenkarten auszutauschen, ist von großer Bedeutung. Sie werden immer mit beiden Händen überreicht. Höflich ist es, die Karte sofort zu lesen und zu würdigen, bevor man sie einsteckt. Und zwar nicht in der Hose, sondern in der Jackentasche, sonst würde man symbolisch auf dem Visitenkartenbesitzer sitzen.
  • Eine Warnung für alle Choleriker: Der Verlust der Beherrschung in der Öffentlichkeit ist in China ein Verlust von Ansehen – sowohl für denjenigen, der sich gerade aufregt, als auch für alle, die das mit ansehen müssen. Also sollte man einen kühlen Kopf behalten.
  • Man sollte nie einen Chinesen dazu auffordern, sein Handy auszumachen oder seinen Klingelton leiser zu drehen. Dies wird als großer Verlust von Ansehen empfunden.
  • Es ist durchaus üblich und kein Zeichen für Homosexualität, dass Männer Hand in Hand durch die Straßen laufen oder sitzend Händchen halten. Dies drückt sehr gute Freundschaft aus.
  • Was wohl jedem China-Reisenden auffällt, ist die Vorliebe der Chinesen zu Drängeln. Egal ob an der Obsttheke, an der Bushaltestelle, am Eingang zum Kino oder im Restaurant. Sobald die wartende Gruppe etwas größer wird, geht es darum, sich einen guten Platz zu ergattern. Oft mit wenig rücksichtsvollem Verhalten gegenüber anderen.
  • Diese Verhaltensweisen sind Überbleibsel aus der maoistischen Zeit, wo nur derjenige sich nicht verdächtig machte, der sich möglichst proletarisch verhielt. Diese Verhaltensweisen wieder abzulegen, fällt natürlich vielen Menschen schwer.
  • Eine besondere Bevorzugung von Frauen ist den Menschen in China fremd. Wer einer chinesischen Frau die Tür aufhält oder ihr den Vortritt lässt, wird wohl einen überraschten Blick ernten.
  • Schlitzhosen (Splitpants). Viele Kleinkinder laufen in diesen Splitpants herum, denn sie sparen Zeit. Die klassischen Baby-Splitpants kommen aus Asien und haben im Windelbereich eine grosse Öffnung. Die Öffnung im Schritt garantiert, dass ein Klogang schnell und problemlos erledigt wird. Oft habe ich Kinder hockend auf der (Geh-)Straße gesehen oder Eltern ihre Kinder über die Mülltonnenöffnung halten sehen, damit sie ihr Geschäft machen können.