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Ein halber BOSS

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Ein Anzug für den Beruf, festliche Anlässe, Beerdigung oder gelegentlich für die Freizeit? Wenn es die wenigen Anlässe im Jahr zulassen, trage ich einen Anzug. Und wenn ich einen brauche, ist es gut, wenn der Kleiderschrank eine kleine Auswahl an Anzügen und Hemden bereitstellt.

Anzüge kaufe ich seit Jahren bei dem renommierten Herrenausstatter Policke in Hamburg. Einen von der Stange, ab 250,- EUR.

Hemden trage ich wiederum regelmäßig und habe eine große Auswahl davon im Schrank. Seit Jahren trage ich ausschließlich Hemden von Olymp, die Produktlinie Level 5 in der Größe 41. Diese bekomme ich bei jedem gut ausgestatteten Herrenausstatter. Die Preise liegen zwischen 39,- und 59,- EUR.

Wie viel ein maßgeschneiderter Anzug in Deutschland kostet, weiß ich nicht. Ich gehe von ab 500 EUR aus und nach oben werden keine Grenzen gesetzt sein. Vor meiner Entsendung nach China hörte ich davon, daß man sich dort gute und günstige Anzüge schneidern lassen kann.

Und damit kam ein weiterer Punkt auf meine To-Do-Liste. Den Anzug wollte ich im 3. Jahr, meinem letzten Jahr in China, schneidern lassen, um ihn nicht unnötig irgendwo herumhängen zu haben, denn in China wollte ich ihn nicht tragen. Einen ersten Anzug wollte ich mit meinem Sommer-Urlaubsflug 2019 mit nach Deutschland nehmen. Ein oder zwei weitere dann mit meinem letzten Flug nach Deutschland. Darum machte ich mich ein Juni-Wochenende auf den Weg zum Schneider. Die Auswahl an Schneidern in Shanghai ist riesig. Ich glaube, daß zwar jeder Schneider für sich arbeitet, die Fabriken aber, in denen die Anzüge gefertigt werden, dieselben sind.

So groß die Auswahl von Schneidern auch war, genau so groß war mindestens die Vielfältigkeit der Anzugsformen. Entscheiden musste ich mich u.a. zwischen Sakkorücken mit 1 oder 2 Schlitzen, Kragenform, Anzahl der Manschettenknöpfe, Farbe, Stoff, Muster u.s.w.

Neben den Anzügen werden auch Hemden maßgeschneidert. Die Vielfalt war ähnlich groß wie die bei den Anzügen. Anzahl der Knöpfe, Hemdtasche, Kragenform, (Kragen-/Manschetten-) Farbe, Initialen in der Manschette, Muster, Stoff,…

Meine Entscheidung fiel auf einen dunkelblauen, weniger glänzenden Anzug. Außerdem habe ich mir aus den vielen Mustern und Farben 3 einfarbige Hemden ausgewählt, die für Freizeit und Arbeit gut geeignet waren. Im Regelfall sind die Anzüge und Hemden nach etwa 3 Tagen abholbereit.

Daher ging es am darauffolgenden Wochenende zur Abholung. Sollte etwas bei der Anprobe nicht in Ordnung sein, werden Änderungen innerhalb einer halben Stunde umgesetzt.

Der Anzug paßt und sitzt, wie er soll. Änderungen brauchten keine vorgenommen werden. Die Hemden fallen insgesamt ähnlich slim wie die Hemden von Olymp aus.

Qualitativ sind die Anzüge nicht besser als die von der Stange, aber auch nicht wesentlich schlechter. Der Stoff scheint etwas dünner zu sein. Im Vergleich zu den Anzügen von der Stange, macht der Anzug optisch einen besseren Eindruck.

Die Vermessung wird in Deutschland sicherlich akkurater als bei den chinesischen Schneidern sein, doch Maße werden dieselben sein. Bei meiner Vermessung trug ich Freizeitklamotten und normale Straßenschuhe. In Deutschland hingegen, wird vermutlich ein weißes Shirt und passende Schuhe zum Maßnehmen vorausgesetzt. Doch wie mit so vielen Dingen in China, sollte man flexibel sein und bei gewissen Dingen nicht so genau hinsehen, wie wir Deutschen es gerne machen.

Nach kurzem Handeln mit der Verkäuferin, haben wir uns auf 1.000 RMB (ca. 130 EUR) für einen Anzug und auf 200 RMB (ca. 26 EUR) für ein Hemd einigen können. Wenn ich einen weiteren Anzug oder Hemd kaufen möchte, ist dies kein Problem. Meine Maße sind in deren Tablet gespeichert, die sie für neue Anfertigungen nutzen können.

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Der erste ALDI-Markt in Asien – Shanghai

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Im Jahr 2013 versuchten Media Markt und wenig später LIDL, auf dem asiatischen Markt Fuß zu fassen. Doch der rasche Besucherschwund zwangen die beiden Märkte relativ schnell in die Knie und zogen sich wenige Monate nach Eröffnung wieder zurück. Seit 2019 wagt es nun auch ALDI – zunächst mit 2 Filialen.

Im Juni 2019 eröffnete der erste ALDI-Markt in Asien – mit etwa 1.300 Artikeln in 15 Produktkategorien auf einer Verkaufsfläche von ca. 336 qm. Zu meinem Glück  in Shanghai, denn dadurch lag der Markt nicht weit von mir entfernt Die Strategie des ALDI-Marktes gab vor, sich durch ein hochwertigeres Ambiente als das der deutschen ALDI-Märkte, hervorzuheben. Durch das (vorgegebene) qualitativ höhere Produktniveau gegenüber der lokalen Konkurrenz, verlangt ALDI höhere Preise. Ein zusätzlicher Service von ALDI ist außerdem die Waren-Belieferung von Kunden, die im Umkreis von 3 km wohnen.

Doch reicht diese Strategie aus, um sich auf dem asiatischen Markt behaupten und überleben zu können? Wenn das Konzept aufgeht, wird ALDI 100 weitere Filialen in Asien eröffnen. Um das herauszufinden, fuhr ich im Juni zum ALDI. In der Hoffnung, viele mir bekannte Artikel vorzufinden, die ich in China sonst nicht bekomme.

Chinesen finden großen Gefallen an deutschen Waren. Meiner Meinung nach richtet sich der ALDI-Markt zu sehr an einen üblichen chinesischen Supermarkt. Leider finden sich nur wenige deutsche Produkte in den Regalen. Nicht einmal Wurst, Käse und sonstige für uns täglich unverzichtbare Lebensmittel waren auffindbar. Lokale Marken, die ich in jedem chinesischen Supermarkt finde, verkaufen sie dort zuhauf. Das Angebot hebt sich kaum von anderen Supermärkten ab. Für mich ist das Sortiment zu „chinesisch“. Für einen deutschen Supermarkt erwarte ich eine Mischung aus deutschen und chinesischen Produkten. Selbst durch den teuren Warenimport wäre ich bereit gewesen, den Mehrpreis für ein deutsches Produktsortiment zu zahlen.

Eine interessante Aussage einer Angestellten war, daß sie bereits morgens zum Arbeitsantritt ihre Aufgaben kennt. Eine derartige Planung scheint in anderen Supermärkten scheinbar nicht der Normalfall zu sein. Ein weiteres, interessantes Merkmal dieses ALDI-Marktes war die Installation einer einzigen Kasse. Neben der einzigen Kasse können die Kunden ihre Artikel eigenhändig an einem Scanstandpunkt einscannen und online per WeChat zahlen.

Den Chinesen wird durch das hochwertigere Ambiente und des höheren Preisniveaus etwas suggeriert, was sie in Deutschland in der Form nicht vorfinden. ALDI versucht in Asien ein anderes Bild darzustellen und versucht, sich dadurch von der chinesischen Konkurrenz abzuheben, was meiner Meinung der falsche Weg ist und auf langer Sicht nicht funktioniert. Ich empfinde diesen Markt wie jeden anderen chinesischen Markt. Von einem weiteren Besuch wäge ich daher ab, sollte sich das Sortiment nicht ändern. Ich bin gespannt, wann der Hype um ALDI abschwächt und damit auch die Besucherzahl deutscher Kunden.