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Made in China

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Produkte aus China gewinnen in Deutschland immer mehr an Beliebtheit. Unschlagbare Preise für gleichwirkende Produkte. Doch werden die Produkte genau unter die Lupe genommen, fallen in vielen Fällen gravierende Unterschiede zu den Produkten aus Deutschland auf, sowohl in der Eigenschaft als auch in der (Ab)Nutzung. Immer wieder fallen Produkte „Made in China“ in Tests durch. Entweder weisen sie Sicherheitsmängel, giftige Stoffe oder eine schlechte Verarbeitung auf, die Liste ist lang. Der Spruch „Wer billig kauft, kauft zweimal“, trifft auf chinesische Produkte mehrheitlich zu. Produkte chinesischer Hersteller leiden oft unter der Qualität, wenn die Produktionsstätten, ohne Einwirkung ausländischer Unterstützung, produzieren.

Das Gütesiegel „Made in Germany“ zeichnet die in Deutschland produzierten Waren durch eine hohe Qualität aus und verspricht eine lange Nutzungsdauer. Für gewöhnlich liegt das Preisniveau dieser Produkte über die der No-Name Produktherstellern oder über die der kopierten Produkte aus China.

China ist ein Mekka für ausländische Firmen, vor allem wegen der günstigen Produktionskosten. Dadurch ist es für die Unternehmen immer noch lohnenswerter, die Produkte auf der anderen Seite der Welt als im eigenen Land zu produzieren. Die in China niedergelassenen, ausländischen Firmen, schaffen es zumindest, ihre Produkte in exzellenter Qualität herzustellen. Um den hohen Qualitätsstandards gerecht zu werden, stehen solche Produktionsstätten im Regelfall unter ausländischer Aufsicht. Ein bekanntes Beispiel für Top-Qualität ist der Technik-Gigant Apple. Apple produziert so gut wie jedes seiner Produkte in China. Vergleicht man die deutschen Preise mit denen in China, kann bei einem Produktkauf in China, je nach Umrechnungskurs, viel Geld gespart werden.

Was sich mit einem Preisvergleich bei Appleprodukten offensichtlich lohnen kann, verhält sich mit wenigen Produkten genau umgekehrt. Bei Produkten desselben Typs, konnte ich in Deutschland weitaus günstigere Preise feststellen, obwohl die Produkte auf „Made in China“ hinweisen. Ein Beispiel hierfür ist ein HP Drucker, den wir in unserem Büro nutzen. In Deutschland kostet dieser etwa 360,- EUR. In China bezahlt man für denselben Typ etwa 1.000 EUR. Ein weiteres Beispiel sind Sportartikel vom Sportartikelhersteller und -händler Decathlon. Die Preise in Deutschland sind deutlich günstiger, obwohl Decathlon ca. 80% seiner Eigenmarken in China herstellt. Umso mehr verwundern mich die hohen Preisunterschiede.

Der Spruch „Wer billig kauft, kauft zweimal“, lässt sich im übertragenen Sinne mit „Wer pfuscht, hat hinterher mehr Arbeit“, auf die chinesische Baubranche übertragen. Auf mich wirken die Bauwerke auf den ersten Blick zunächst schick und hochwertig. Doch je länger ich hier lebe, fallen mir nach kurzer Zeit erhebliche Schönheitsfehler ins Auge. Diese Beobachtung mache ich inzwischen bei fast jedem Bauwerk. Nach meinem Empfinden werden Bauwerke zu 90% fertiggestellt, das i-Tüpfelchen zu den 100% fehlt fast jedes Mal. Die Qualität fühlt sich insgesamt nicht so hochwertig wie in Deutschland an.

Ob der Bau neuer Gebäude, Hochhäuser, Umbauten, Umzüge oder Renovierungen, ein solches Projekt zieht sich in Deutschland und je nach Projektgröße und -budget, von ein paar Monaten bis zu ein paar Jahren hin. Erst nach ausgiebiger Planung geht es an die Umsetzung. Vermehrt werden der Fertigstellungstermin und das Budget jedoch nicht mehr eingehalten. In China hingegen fallen erste Spatenstiche nach kürzester Zeit, Budget und Termine werden im Regelfall eingehalten. Ein Beispiel sind die hohen Wohnblöcke, die derzeit überall hochgezogen werden. Unglaublich, wenn ich die Umgebung meines Wohnviertels von vor 2 Jahren mit heute vergleiche. Gefühlt hat sich die Summe der neu erbauten Gebäude mehr als verdoppelt. Mit jedem neuen Wohncompound entsteht eine kleine eigene Stadt auf kleinster Fläche.

Die schnelle Baugeschwindigkeit spiegelt leider auch die Qualität dieser Wohnungen wider. Wohnungen, die gerade einmal 4 Jahre alt sind, weisen bereits erste Alterserscheinungen auf. Zum Beispiel wurden die Außenwände aller Wohnblöcke meines Wohncompounds erneuert, weil Teile aus der Fassade herausbrachen.

Im Inneren der Hochhäuser setzen sich die Bauqualitäten fort. Beleuchtete Notausgangssignale sitzen nicht mehr in ihrer Halterung, sondern hängen an ihren Kabeln von der Wand. Die Fahrstuhltüren sind noch immer in Schutzfolie eingeschweißt, die Risse und Löcher aufweist. In China sind so gut wie alle Gegenstände in Schutzfolie eingeschweißt, sie werden jedoch nie abgezogen. Ein weiteres Beispiel chinesischer Baukunst sind die fehlenden Fugen in gefliesten Duschen, wodurch Feuchtigkeitsschäden in Wänden vorprogrammiert sind. Im Gegensatz zu Deutschland wird auf die Wartung von Gebäuden grundsätzlich keinen großen Wert gelegt, weshalb die Lebensdauer der Gebäude eher kurz als lang ist. Gebäude verwahrlosen nach wenigen Jahren und hinterlassen einen unansehnlichen Eindruck. Vielmehr werden Gebäude neu gebaut als sie zu pflegen.

Nichtsdestotrotz finde ich es immer wieder faszinierend und beeindruckend zugleich, wie schnell die Chinesen reagieren und Dinge umsetzen. China ist bekannt für große Bauwerke und schneller Umsetzung. Wenn nötig, arbeiten sie die Nächte und Wochenenden durch. Deutschland hingegen entwickelt sich immer mehr zu einem Land mit schlecht organisierten und falsch kalkulierten Projekten.

Ein Paradebeispiel großer Bauprojekte ist der derzeit gebaute Flughafen in Peking. Dieser wird nach Bauabschluss der größte Flughafen der Welt sein. Das Großprojekt “Seestern” soll in nur 60 Monaten fertig sein und ist im Zeitplan. Pünktlich, im September 2019, sollen erste Flieger abheben. Erst im Dezember 2014 begannen die Bauarbeiten. Zunächst fertigt der Flughafen 45 Mio. Passagiere pro Jahr ab und nach weiteren Erweiterungen bis zu 100 Mio. Ein bitterer Beigeschmack dabei war der Abriss von 21 Dörfern, 16.000 Bauern mussten ihr Land verlassen.

Die Bauarbeiten des Flughafens BER begannen bereits im Oktober 2006 und ein Ende ist nicht in Sicht. Neue Mängel verschieben immer wieder den Eröffnungstermin und treiben die Kosten weiter in die Höhe. Der neue Eröffnungstermin ist für Dezember 2021 geplant. Bis dahin wird das Projekt geschätzte 6,5 Mrd. EUR gekostet haben, von ursprünglich 2 Mrd. EUR.