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In China sagt man bye bye…!

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Die letzten Worte sind geschrieben,

das Kapitel China schließe ich hiermit!

 

Es ist soweit… denn heute geht mein Flieger endgültig in Richtung Deutschland!

Jetzt trete ich meinen mehrwöchigen Urlaub an und bereite mich auf meinen neuen Lebensabschnitt vor.

Auf meinen 3 jährigen Aufenthalt blicke ich insgesamt positiv zurück. Zudem habe ich mir den Wunsch erfüllt, „einmal im Leben für eine längere Zeit im Ausland Arbeiten und Leben zu wollen“. Die Zeit war nicht immer einfach, jedoch hätte ich es mir aber immer zum Vorwurf gemacht, diesen Schritt nicht gegangen zu sein. Umso beruhigender ist es heute, um diese Erfahrung reicher zu sein.

Durch den Auslandsaufenthalt habe ich Dinge schätzen gelernt, die ich vor der Zeit für selbstverständlich hielt. Heute weiß ich, wie unverschämt hoch der Überkonsum der Deutschen ist, ohne daß sie sich viele Gedanken darüber machen. Der Lebensstandard in Deutschland ist sehr hoch und dennoch sind die meisten Deutsche mit ihrer Lebensqualität unzufrieden. Im Gegensatz zu den  Deutschen, haben die Chinesen in vielen Bereichen weitaus weniger Möglichkeiten, sich neben der geringeren Auswahl an Lebensmitteln, sich zu verwirklichen und sind dennoch zufriedener. Jeder sollte einmal eine längere Zeit in einem Land leben, das bei weitem nicht die Vielfalt wie Deutschland bietet – in allen Lebensbereichen.

Am Schreiben meines Blogs und Buches hatte ich sehr viel Spaß. Mir ist bewusst, die Menge an eigener Zeit nicht wieder zu bekommen  – von nun an herrscht wieder ein anderer Wind. Durch den Aufenthalt in China, habe ich einen anderen Blick auf Deutschland und auf die Geschehnisse bekommen. Deutschland ist in vielen Bereichen zu sehr festgefahren und lässt sich auf der Nase herumtanzen. Manchmal hilft Durchgreifen und Handeln als endlose Diskussionen zu führen. Außerdem konnte ich mich in den 3 Jahren auf mich alleine konzentrieren, ohne mich von anderen fremdsteuern zu lassen. In dieser Zeit habe ich viel über die Zeit nach China und das, was mich erwartet, nachdenken und vorbereiten können.

Obwohl mir in Deutschland alle Möglichkeiten wieder zur Verfügung stehen werden, werde ich das eine oder andere in China vermissen. Zum Beispiel die Leichtigkeit, mich über den Fahrdienst DiDi von einem Fahrer von A nach B fahren zu lassen, den ich per Smartphone bestelle und bezahle. Insgesamt gefiel mir die Möglichkeit sehr gut, so gut wie alles mit dem Smartphone bezahlen zu können. Deutschland arbeitet ja gerade daran, das Bezahlen per Smartphone an immer mehr Stellen auszubreiten. Auch werde ich die Suppenküche vermissen, in der ich meine eigene Suppe zusammenstellen konnte – selbst nach den 3 Jahren habe ich mich daran nie satt gegessen.

Meine größte Geduldsprobe in den 3 Jahren war die Internetnutzung. Eine unglaublich langsame Geschwindigkeit und permanente Verbindungsabbrüche gehörten zur Normalität. Über die Beschwerden in Deutschland, das Internet sei so langsam, habe ich „noch“ kein Verständnis.

Die chinesische Regierung sperrt grundsätzlich alle Internetseiten und -dienste außerhalb Chinas. Dadurch wachsen die Chinesen in einer Netzwelt auf, die die chinesische Geschichte ähnlich lückenhaft erzählt wie die Schulbücher, die sie auswendig lernen müssen. In dieser Welt gab es weder die von Mao verursachte Große Hungersnot noch die darauffolgende Kulturrevolution. Die Studentenproteste von 1989 haben sich nie ereignet und Taiwan ist offiziell die 33. Provinz der Volksrepublik. Taucht ein Begriff auf, der eine Debatte auslösen könnte, wird er gesperrt. Die Zensur ist für die Regierung ein guter Weg, das Volk mit dieser Isolation für dumm zu verkaufen. Selbst einen Zeitungs- bzw. Magazinstand sucht man in ganz China vergebens. Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, die Internetzensur per VPN auszuhebeln. Im Laufe meines Aufenthaltes wurde aber die Verbindungsqualität immer schlechter, was mich mehr und mehr verärgerte. Sollen den nativen Chinesen das „Außennetz“ verwehrt bleiben, aber nicht denjenigen, denen die Zensur in ihrem Heimatland nicht berührt. Die meisten Chinesen verlassen „ihr Internet“ sowieso selten.

Ein großes Unverständnis bereitete mir außerdem die Kommunikation mit den Chinesen. Grundsätzlich sollte man nie davon ausgehen, daß ein „Ja“ oder ein Nicken die Bedeutung von „ich habe verstanden“ hat. Leider verfehlte das Abgesprochene oftmals das Ziel.

Meine prägendsten Momente waren meine ersten Wochen in China. Momente, mit den Mitmenschen nicht kommunizieren und kein Wort lesen zu können. Erstaunt von der Tatsache, daß die meisten Chinesen, in einem Gebiet wie Shanghai, kein Englisch sprechen. Für meine ersten Einkäufe ließ ich das Handy die Produktbeschreibungen per google-App übersetzen, um zu erkennen, was ich kaufen kann. Nach wie vor spreche ich kein Wort Mandarin und ich habe es auch während meines Aufenthalts nie lernen wollen. Mir war schnell klar, daß ich nach meinen 3 Jahren keine großen Berührungspunkte mehr zu China haben werde, um die Sprache sprechen zu müssen.

Die chinesische Küche werde ich größtenteils nicht vermissen – bis auf Dumplings, Hot-Pot und die Suppenküche. Die China-Restaurants in Deutschland sind nicht vergleichbar mit denen in China. Diese passen sich auf den deutschen Markt und Geschmack an. In diesen Restaurants wird üblicherweise vom Buffet gegessen oder jeder bekommt ein Gericht aus der Speisekarte serviert, das jeder für sich isst.

Wenn ich heute gefragt werde, ob ich die Entsendung noch einmal genau so machen würde, kann ich die Antwort bedingt bejahen. Für einen weiteren, langjährigen Auslandsaufenthalt, entscheide ich mich heute dagegen, denn der eine hat mich komplett und zufrieden erfüllt. Ein weiterer Aufenthalt bringt mich für das, was ich privat in Deutschland anstrebe, nicht weiter. Meine neuen Erfahrungen bringe ich von nun an in neue Projekte mit ein.

 

In China sagt man…

 

Ausflüge

People’s Square – Die etwas andere Art zu Daten

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Shanghai People’s Square ist das kulturelle und politische Herz Shanghais. In diesem Areal finden sich riesige Parkanlagen, diverse Museen, Theater und lokale Behörden. Ein ganz besonderes Ereignis findet jedes Wochenende am Samstag und Sonntag im Renmin Park statt. Dieser Park ist bekannt dafür, junge Frauen und Männer “an den Mann zu bringen”. Jedes Wochenende setzen sich aberhunderte (vermutlich) Eltern an ihre Regenschirme und präsentieren ihre Kinder auf Schildern, die an den Regenschirmen befestigt sind. An diesem Samstag war der Park von Chinesen überfüllt, Menschen aus anderen Herkunftsländern sah man kaum.

Meist sitzen die Eltern hinter ihren Schirmen und warten vermutlich darauf, von einem potentiellen Partner ihres Kindes angesprochen zu werden. Mir war nicht klar ersichtlich, ob die Chinesen vor den Schirmen auch ihre Kinder zu vermitteln versuchten, denn junge Chinesen, die hätten infrage kommen können, waren dort dünn gesät. Der Altersdurchschnitt war insgesamt sehr hoch. Für die junge chinesische Generation wird diese Art der Partnervermittlung womöglich auch in die Jahre gekommen sein. Die vielen Chinesen unterhielten sich untereinander, das Gewusel war sehr groß. In diesem Durcheinander kann ich es mir nur schwer vorstellen, wenn daraus ernsthafte Beziehungen entstünden. Alleine durch die vielen, mit Texten vollgeschriebenen Schildern, läßt sich nur schwer einen Überblick behalten. Stunden müssten investiert werden, um sich durch den Schilderwald geschlagen zu haben.

Was auf den Schildern stand, konnte ich nicht entziffern, denn lediglich chinesische Schriftzeichen waren dort zu finden. Nur wenige Schilder trugen ein Porträt mit der zu vermittelnden Person und selbst dieses Porträt zeichnete sich durch ein qualitativ schlecht gemachtes Handyselfie aus. Ab und wann hatte ich eine Ahnung davon, was einige Zahlen aussagen sollten. Zum Beispiel konnte ich die Zahlen 1.72 – 1.75 und 40 ablesen. Vermutlich ließen die Zahlen auf die Größe (1.72 m – 1.75 m) und auf ein monatliches Einkommen von 40.000 YUAN schließen.

Meinem Empfinden nach stand nicht die „Partnervermittlung“ im Vordergrund, sondern das Beisammensein und die vielen Unterhaltungen – es glich einem Kaffeekränzchen von großer Dimension oder einer Attraktion, die seit Jahren jedes Wochenende aus Tradition dort stattfindet, die noch zu Zeiten vor der Generation Smartphone ihre Daseinsberechtigung besaß.

Mir war nicht klar, was die Schilder bewirken sollten, aber ansprechend wirkten sie auf mich in keiner Weise. Wer auf diese Weise einen Partner zu finden versucht, muß entweder verdammt viel Glück haben oder aber sich gut mit deren Eltern unterhalten haben. Würde ich nicht wissen, was sich in diesem Park abspielt, käme ich nie auf die Idee einer ernsthaft gemeinten Partnervermittlung. Ein Besuch ist dieser Park aber allemal wert.

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Suzhou – Das Venedig Chinas

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An einem meiner letzten 4 Wochenenden in China, ging es zu fünft nach Suzhou – auch als „das Venedig Chinas“ bekannt. Mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten wirkt Suzhou wie ein Touristenmagnet, der jedes Wochenende tausende Menschen in die Stadt zieht. Ein weiterer Grund des starken Tourismusaufkommens sind die vielen Gärten, von denen einige seit 1997 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden sind. Suzhou ist nicht weit von den Toren Shanghais entfernt und ist schnell per Zug, Bus oder DiDi erreichbar.

Marco Polo hatte die Stadt nach eigenen Angaben im Jahr 1276 besucht und als großartig empfunden. Bekannt auch als die „Seidenhauptstadt“ des damaligen Kaiserreichs China, ist Suzhou seit dem 14. Jahrhundert bis heute führend in der Seidenproduktion. Abgesehen von der Seide, ist Suzhou heute ein Zentrum der Hightech-Industrie. Seit 1985 ist die Stadt eine der Sonderwirtschaftszonen, unter anderem produziert Apple dort Notebooks, Watches und iPods. Auch die Robert Bosch GmbH ist neben vielen weiteren Weltmarken dort vertreten.

Mit mehr als 10 Mio. Einwohnern gehört Suzhou zu den größeren Städten Chinas. In der etwa 14 Quadratkilometer großen Altstadt dürfen Gebäude eine Höhe von 24 Meter nicht überschreiten. Wolkenkratzer und auch die meisten Wohnblöcke befinden sich deshalb in neueren Stadtvierteln, wie dem Suzhou New District oder dem Suzhou Industrial Park.
Städte mit einer Größe von mehr als 10 Mio. Einwohnern gibt es in China etwa 92. In Deutschland hingegen sind es gerade einmal 4 Städte, die lediglich eine einstellige Mio. Einwohner-Marke erreichen.
Berlin treibt die Tabelle mit 3,64 Mio. an, gefolgt von Hamburg mit 1,84 Mio., knapp dahinter liegt München mit 1,47 Mio. Einwohnern und das Schlusslicht der Millionenstädte Deutschlands ist Köln mit etwa 1,09 Mio. Einwohnern.

Nachdem wir am frühen Morgen den Busbahnhof erreichten, starteten wir den Tag mit einem Spaziergang durch die vielen kleinen Gassen, der in einem kleinen Garten mit See, Statuen und einer großen Pagode endete. Die umliegende Vegetation und Statuen waren sehenswürdig, die Pagode konnte leider nicht betreten werden.

Nach der kleinen Besichtigungstour durch den Garten, ging es weiter zu einer Wasserstraße, die in der Tat ein Hauch von Venedig versprühte. Viele mit Menschen gefüllte Gondeln trieben durch die schmalen Gewässer, wie man sie aus Venedig kennt. Entgegengesetzt der sonst so schlechten Wasserqualität in China, waren diese Gewässer auffällig klar und sauber.

Einer der bekanntesten Gärten auf der Liste Chinas ist der „Garten des Bescheidenen Beamten“. Dieser Garten gehört zu den vier berühmtesten Gartenanlagen Chinas, der 1509 im Auftrag vom Zensor Wang Xianchen angelegt worden war. Für den Eintritt in diesen Garten bezahlt man 88 YUAN. Der Garten wird ganz sicher sehr nett aussehen, doch durch die Menschenmasse hatte der Garten das Bild des „Schönen Gartens“ verloren. Zu viele Menschen auf einem Fleck, der die Schönheit des Gartens nur erahnen ließ.

Nach diesem Garten ging es per DiDi weiter zur sogenannten „Hose“ und zum nahegelegenen See. Die „Hose“ ist ein Gebäude, das auch als „Tor zum Osten“ bezeichnet wird. Das Merkmal dieses Gebäudes ist die oben ineinanderliegende Zusammenführung beider Türme, die eine Hose darstellt. Vom gegenüberliegenden großen Platz aus, der direkt an einem See liegt, erhält man einen Blick auf den höchsten Turm Suzhous, der „Suzouh Supertower“.

Eine weitere Sehenswürdigkeit in Suzhou sind die alten Stadtmauern, die wir im Anschluss schnell per DiDi erreichten. Zumindest ein Ort, wo einmal die Stadtmauern gestanden haben, denn im Jahr 1958 wurden diese größtenteils abgerissen und im Jahr 2012 vermutlich soweit wiederhergestellt. Inzwischen war es dunkel geworden, weshalb die Mauern sehenswert mit Lichterspots angestrahlt worden sind. Wenige 100 Meter liefen wir an den Mauern entlang, bis wir eine lange treppenstufige Rampe zum Hinauflaufen der etwa 20 Meter hohen Mauern erreicht hatten. Von oben aus hatte man einen tollen Blick auf den anliegenden Fluß sowie auf die Stadt.

Zum Ende hin suchten wir eine weitere Wasserstraße auf, die jedoch wegen Bauarbeiten trockengelegt war. Dennoch boten die vielen angrenzenden kleinen Läden und Restaurants mit ihren die bunten und hellen Lichtern eine abwechslungsreiche Erkundungstour.

Zusammenfassend ist Suzhou eine sehr interessante Stadt, die viele unterschiedliche Sehenswürdigkeiten bietet. Wer sich einen ganzen Tag dort aufhält und vorab eine Übersicht aller interessanten Sehenswürdigkeiten samt Wegeplan aufstellt, bekommt einen interessanten und abwechslungsreichen Tag gefüllt.

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Meine Lebensversicherung, das iPhone

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Daß das iPhone einmal zu meinem notwendigen Alltagsbegleiter gehört, hätte ich vor der Zeit in China nicht gedacht. In Deutschland hatte ich kein Problem damit, wenn das Handy einmal zu Hause lag oder der Akku leer war. Das Mitführen meines Handys ist hier jedoch essentiell, denn in gewissen Situationen wäre ich ohne einem Handy komplett aufgeschmissen. Ohne Sprach- und Lesekenntnisse und der Tatsache, daß die meisten Chinesen der englischen Sprache nicht mächtig sind, bin ich auf mein Handy angewiesen.

Mit meinem iPhone bewege ich mich per DiDi fort, bezahle damit inzwischen so gut wie alles und lasse die chinesischen Schriftzeichen bzw. Bilder per Kamera live übersetzen. Für die Nutzung der google Übersetzungsapp bin ich allerdings vom VPN abhängig, da mir ansonsten die Übersetzungs-Funktion nicht zur Verfügung steht. Vor jedem Ausflug achte ich darauf, daß mein iPhone mindestens den Ausflug akkutechnisch übersteht oder ich notfalls eine Powerbank dabei habe.

Umso mehr freue ich mich auf die Zeit in Deutschland, nicht mehr auf das Handy angewiesen zu sein und ich es nur dann zur Hand nehme, wenn ich es möchte. Zudem unterbinde ich die permanente Erreichbarkeit grundsätzlich dadurch, indem ich mein Handy auf stumm schalte. Die Entscheidung, wann ich auf das Handy schaue und wann ich auf einen möglichen verpassten Anruf oder Nachrichten reagiere, möchte ich entscheiden.

Die folgenden Grafiken zeigen die Nutzung des Smartphones der Deutschen.

Wie oft schon stand ich in Hamburg an einer Ampel und habe nur darauf gewartet, meinem Vordermann mit Gehupe auf die grüne Ampel vor ihm aufmerksam machen zu müssen. Ein kurzer Blick in dessen Rückspiegel reicht aus, um festzustellen, ob derjenige auf sein Handy starrt. Gelegentlich entschuldigen sie sich durch das Heben ihrer Hand, es nervt aber trotzdem.

Das Handy mag den Alltag erleichtern und eine permanente Erreichbarkeit in gewissen Situationen wichtig sein, dennoch nimmt das Handy eine zu große Rolle bei vielen ein. Vor allem ist das Handy bei der jungen Generation zu präsent. Zum Beispiel schweigen sie sich in Restaurants an und starren eher auf das Handy als sich zu unterhalten.

Nur gut, daß ich noch ohne Handy aufwachsen durfte.