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Bergfest – Die Zeiten ändern sich

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Heute gehe ich einfach essen

So wenig, wie ich mich auf die Zeit in China vorbereitet habe, genau so wenig habe ich mich auf das Essen in China vorbereitet. Ich dachte mir, „alles auf mich zukommen lassen und das andere ergibt sich von alleine.” Sollte ich in China nicht zurechtkommen, kann ich immer noch einen anderen Weg einschlagen. Zufrieden bin ich mit der Situation, dass ich neben der traditionell chinesischen Küche weitaus mehr Küchen anderer Länder ausprobieren kann. Man mag es nicht glauben, aber eine überbackene Banane mit Honig habe ich hier noch nicht gefunden. Tatsächlich passt sich der Großteil chinesischer Restaurants in Deutschland an den europäischen Markt an. Dessen Zubereitung und Gerichte haben wenig mit der traditionellen chinesischen Küche zu tun. Die Deutschen würden traditionelle chinesische Restaurants in der Masse vermutlich nicht besuchen. Dazu sind die Kulturen und Geschmäcker zu verschieden.

China bietet eine Vielfalt traditioneller Gerichte, die in Deutschland wenig bis kaum bekannt sind. Zum Beispiel sind Dumplings und Hot Pot für viele in Deutschland in Fremdwort.

In meinem Wohnviertel ist die Vielfalt an Restaurants unterschiedlichster Länder und dessen Gerichte zwar groß, jedoch besuche ich inzwischen gerne ein europäisches Restaurant. Gelegentlich auch ein McDonalds oder ein Pizza Hut. Nichts geht über das heimische Essen. Umso mehr freue ich mich jedes Mal auf das deutsche Essen, wenn ich in Deutschland auf Heimaturlaub bin.

Zu Beginn meiner Zeit in China bin ich aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse nicht in jedes Restaurant gegangen. Ich war mir nicht sicher, wie ich Gerichte bestellen soll. Heute beherrsche ich zwar immer noch nicht die Sprache, aber ich habe mich daran gewöhnt und wenn mir ein Restaurant zusagt, gehe ich hinein. Wenn ich dann feststelle, dass die Speisekarte keine Bilder oder die Gerichte nicht auf Englisch sind, kann ich das Restaurant immer noch verlassen. Andernfalls kann ich schlichtweg nicht bestellen und wüsste außerdem nicht, was ich gereicht bekomme.

In Deutschland koche ich gerne und viel. In China hingegen halten sich meine Kochsessions in Grenzen. Mir ist das Angebot an Zutaten zu gering und ich weiß zudem nicht viel damit anzufangen. Hinzu kommt, dass ich kein Herd besitze. Einmal habe ich mich an einen Bier-Hefe-Teig versucht, doch die Backofenfunktion meiner Mikrowelle ist alles andere als zufriedenstellend. Gelegentlich bereite ich in meiner Wohnung Senfeier oder Nudeln zu. Sofern ich kein westliches Restaurant besuche, ist das essen gehen im Regelfall um einiges günstiger als selbst etwas zu kochen.

 

Diese einfachen Gerichte finde ich oft auf den Tischen. Eine klassische Beilage, bestehend aus Tomaten und Eier. Eine Süßkartoffel, Dumplings und eine klassische Suppe.

    

Wie ich meine Freizeit gestalte

Meine Freizeitgestaltung habe ich inzwischen auf das Leben in China anpassen können. Wie geschrieben, habe ich mehr Zeit für mich und kann die Zeit für mich planen. Im Gegensatz zu China liegt in Deutschland oftmals etwas an oder irgendetwas kommt ungeplant dazwischen. Dabei bleibt wenig Zeit für sich und alles soll bestenfalls sofort erledigt werden. Auch bekannt als „man funktioniert“.

Zudem empfinde ich die Zeitverschiebung als äußerst praktisch. Morgens habe ich Zeit für mich und kann abends und sogar nachts problemlos mit Deutschland kommunizieren. Das Autofahren vermisse ich nicht. Im Gegenteil, es ist beruhigend, nicht auf das Auto angewiesen zu sein. Meine Fortbewegungsmittel sind das Fahrrad, DiDi, Taxi, Bus und die Metro. Selten fahre ich selbst ein Auto.

Meinen Fernseher habe ich seit meiner Ankunft in China nicht eingeschaltet. Lediglich chinesische Sender und 2 englische Nachrichtensender finde ich auf der Programmliste. Aus Deutschland hatte ich mir eine Festplatte mit ungefähr 100 Filmen mitgenommen, doch selbst von denen habe ich bis heute kein gesehen.

Durch das Leben in China haben sich für mich komplett neue Themen aufgetan.

Zum einen das Schreiben an meinem Blog und zum anderen das Erstellen neuer Bilder für den Blog. Ein Blog ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Homepage. Seit meinem 14. Lebensjahr beschäftige ich mich mit der Homepagegestaltung – früher intensiv, heute gelegentlich. Für meinen Blog wollte ich eine moderne und einfache Technik nutzen. Nach kurzer Recherche bin ich auf das weltweit meist genutzte WordPress gestoßen. WordPress ist ursprünglich für Blogs entwickelt worden. Die Plattform kann aber auch für komplexe Homepages genutzt werden. Meinen Blog habe ich im Dezember 2016 eingerichtet und erste Einträge folgten kurz nach meiner Anreise im Januar 2017. Seitdem schreibe ich mindestens ein Tag in der Woche an meinem Blog, in der Regel am Wochenende. Zum Schreiben setze ich mich in ein Café, dabei schreibt es sich am besten. Immer wieder fallen mir während des Schreibens neue Geschichten ein. Inzwischen liegen etwa 20 Geschichten in der Pipeline, die auf die Veröffentlichung warten. Teils existieren sie als Entwurf mit ein paar Stichwörtern oder sie sind nahezu fertig geschrieben. Die Bilder für die Geschichten erstelle ich hauptsächlich mit meinem iPhone. Meine Sony RX100 M5 habe ich normalerweise nicht bei mir. Die Bilder entstehen spontan, wenn ich unterwegs und mir die eine oder andere Geschichte dazu einfällt.

Ein weiteres Thema in meiner Freizeit ist das Handeln an der Börse. Auch mit diesem Thema habe ich mich schon sehr früh auseinandergesetzt. Erste Erfahrungen machte ich mit 15 Jahren, als Anfang 2000 jeder über die Börse sprach. Seit meinem 18. Lebensjahr versuchte ich mich selbst an der Börse, zunächst mit einfachem Handeln von Aktien. In China kann ich das Thema nach meinem Feierabend durch die Zeitverschiebung hervorragend verfolgen und nachmittags deutscher Zeit an der Börse mitwirken. Seit Februar 2018 beschäftige ich mich intensiv mit den Möglichkeiten des Handelns, insbesondere mit Daytrading und Swingtrading. Aufgrund der vielen Handelsmöglichkeiten habe ich eine Homepage erstellt, die als eine Art Notizbuch dient. Zudem hilft mir die Homepage dabei, mich durch das Notieren mit dem Erlernten intensiver auseinandersetzen zu müssen. Vielleicht werde ich die Homepage eines Tages als öffentliche Plattform nutzen und mich mit Gleichgesinnten über diese Materie austauschen. Inwieweit ich das Thema in Deutschland weiter verfolge, bleibt abzuwarten. Dieselbe Zeitzone wird mir das Thema wieder erschweren.

Mein Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen, meine Entscheidung für China nicht bereut zu haben. Viele sagen mir, ich solle China und umliegende Länder bereisen. Theoretisch habe ich die Möglichkeiten, jedoch habe ich den Wahnsinn tagtäglich vor der Tür. Mir ist es wichtiger, aus den 3 Jahren eine sinnvolle Zeit zu gestalten. Eine Zeit nach China wird ganz sicher kommen. Andere Orte bereise ich, wenn sich die eine oder andere Gelegenheit ergibt. Für meine 6 Wochen Urlaub bevorzuge ich einen Aufenthalt in Deutschland – zu Hause.

Wenn die bevorstehenden 1,5 Jahre weiter so schnell und in ähnlich eindrucksvoller Weise vergehen, habe ich eine tolle Zeit. Nach den 3 Jahren lasse ich China hinter mir und widme mich anderen Aufgaben. Vor allem freue ich mich auf einfachste Dinge, die ich unkompliziert angehen lassen kann sowie auf das heimische Essen und Kochen. Kurz gesagt, auf das für uns Deutsche normale Leben.

Neben meinen persönlichen Erfahrungen habe ich durch neue Herausforderungen auf der Arbeit, viele neue Eindrücke gewinnen können. Nach Möglichkeit setze ich das eine oder andere nach meiner Rückkehr um.

Bekanntlich schadet es nie, seinen Horizont zu erweitern und neue Dinge zuzulassen. Wer kann, sollte die Gelegenheit beim Schopfe packen und sich für eine gewisse Zeit in eine Reise in ein anderes Land und Leben stürzen. Neue Erfahrungen sind garantiert.

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Bergfest – Anders als gedacht

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In China brauche ich mir keine Sorgen machen

In der Zeit in China bin ich auf etwas aufmerksam geworden, das mir im Gegensatz zu Deutschland womöglich nie aufgefallen wäre, wären die beiden Länder in diesem Punkt ähnlich. Denn zu jeder Zeit in China kann ich mich an jedem Ort in der Öffentlichkeit aufhalten. In keinem Moment kommt mir ein Gefühl von Unwohlsein oder Bedrohlichkeit hoch. In China geht es zwar laut und hektisch, dafür aber sicher zu. Alle öffentliche Orte sind ausnahmslos frei von Gesindel. Im Vergleich zu China läuft in Deutschland bei der Sicherheit vieles schief.

Sicherlich trägt unter anderem die für uns Deutsche selbstverständliche Meinungsfreiheit und Nachrichtenvielfalt/-verfügbarkeit in gewissermaßen etwas zur Unruhe bei. Jeder ist über die schier endlosen Kanäle stets über alles informiert. In China hingegen werden Nachrichten so fein gefiltert, dass Negativschlagzeilen grundsätzlich nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Diese Vorgehensweise ist auch eine Art, das Volk im Zaum zu halten. In private WeChat-Gruppen jedoch machen selbst die Nachrichten in China die Runde, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Dieses Filterungs-System mag in China funktionieren, ich selbst jedoch bevorzuge für die Meinungsfreiheit.

Die Volksrepublik China ist ein autoritäres Einparteiensystem, das eine alleinige Herrschaft einer Partei gesetzlich festschreibt. Die Einheitspartei gewinnt dadurch die alleinige Regierungsgewalt. Durch dieses System ist die Einheitspartei die einzige legale Partei und in den meisten Fällen einer bestimmten Ideologie verpflichtet. Ein solches Parteisystem steht grundsätzlich im Widerspruch zur demokratischen Parteienvielfalt. Dieses politische System erfordert mit staatlichem Druck und/oder Gewalt gegenüber der Bevölkerung und unter Einschränkung der Bürgerrechte die Aufrechterhaltung dieses Systems. In China bekomme ich das politische System durchaus zu spüren.

Was ich durch die bisherige Zeit in China mitgenommen habe

Meine Freizeit habe ich seit meiner Zeit in China komplett umstrukturieren müssen. Aufgrund der neuen Umwelt und Gegebenheiten, habe ich mich auf neue Dinge einstellen müssen. Unter anderem auf die geringere Lebensmittelvielfalt im Supermarkt, fremde Menschen, fremde Kultur, andere Verhaltensmuster, anderes Klima, ein gefühltes Leben als Analphabet und Legastheniker, kein eigenes Auto vor der Tür etc. Alles braucht eine gewisse Eingewöhnungszeit, die aber nach relativ kurzer Zeit vorübergeht. Mit „deutschem Denken“ stößt der eine oder andere vermutlich schnell an seine Grenzen, wenn er sich der Gegebenheiten nicht anpassen möchte.

Durch die Zeitverschiebung und der Tatsache, dass die „Leute zu Hause“ nicht greifbar sind, habe ich mehr Zeit für mich. Dadurch nutze ich die Möglichkeit, mich mit Themen zu beschäftigen, für die ich mir in Deutschland nicht so viel Zeit hätte nehmen können. Die Uhren in Deutschland werden nach meiner Rückkehr schnell wieder anders drehen, dessen bin ich mir bewusst. Schneller als gedacht, finde ich mich im gewohnten Alltagstrott wieder. Darum bin ich umso gespannter, wann und wie ich das eine oder andere umsetze.

In Deutschland achtete ich stets darauf, meine Wohnung mit dem Nötigsten einzurichten. Staubfänger waren mir immer ein Dorn im Auge. Bei den vielen Angeboten der Möbelhäuser ist die Versuchung groß, nicht zu widerstehen. Von Impulskäufen habe ich mich aber schon lange distanziert. Vor meiner Entsendung nach China, habe ich meinen Haushalt in Hamburg bis auf 7 Umzugs-Kartons komplett aufgelöst. Nach meinen 3 Jahren werde ich mich neu einrichten wollen. Auf meiner Hinreise nach China bin ich mit 3 Koffern angereist, lediglich Klamotten und notwendige Kleinigkeiten packte ich ein. In China achte ich etwas mehr darauf, nichts Unnötiges für Haushalt und Leben anzuschaffen. Denn nach den 3 Jahren werde ich auch wieder mit meinen 3 Koffern zurückkommen wollen.

Die Deutschen wissen es nicht

Wer nicht selbst in China gewesen war, geschweige denn dort gelebt hat, ist sich dessen wahren Gegebenheiten nicht bewusst. Von China haben die meisten eine andere Vorstellung. Ein modernes, aufstrebendes und technisch fortgeschrittenes Land. So oder so ähnlich wird das Land von den Medien beschrieben. Doch der Alltag sieht oftmals anders aus. Dies bemerke ich immer wieder, wenn ich in Deutschland von der einen oder anderen Geschichte erzähle. Angefangen bei alltäglichen Dingen im Leben bis hin zur für uns Deutsche selbstverständlichen Internetnutzung. Der Einkauf für Wohnung und Essen sowie das Fortbewegen von A nach B kann bereits zum Abenteuer werden. Urlauber und beruflich Kurzzeitreisende picken sich lediglich die Highlights des Landes heraus und bekommen vom wahren Leben in China eher wenig mit. Bei der Übernachtung im Hotel inkl. Frühstück braucht sich zum Beispiel der Reisende wenig Gedanken über die Verpflegung und Reinigungsmittel machen als bei einer Selbstversorgung in der eigenen Wohnung.

Oft bekomme ich von Kurzzeitreisenden zu hören, die gelegentlich mit (für mich inzwischen normalen) befremdlichen Momenten konfrontiert werden, sie sich ein längerjähriges Leben in China nicht vorstellen können. Dies liegt daran, weil sie sich für wenige Tage auf China einstellen brauchten. Das “deutsche Denken” haben sie in dieser Zeit nicht abstellen wollen. Wer sich jedoch auf Neues einstellen kann und sich mit den Gegebenheiten arrangiert, kommt gut zurecht. Da ich mich inzwischen gut auf China einstellen konnte, genieße ich sogar die Vorteile in diesem Land, die in Deutschland in dieser Form nicht umsetzbar sind. Dazu gehören das weitverbreitete Bezahlen per Smartphone und die Nutzung von DiDi (Onlinevermittlungsdienst zur Personenbeförderung). Nichtsdestotrotz geht nichts über die eigene Heimat.

Ein anderer Punkt, der für uns Deutsche zum Alltag gehört und nicht mehr wegzudenken ist, ist die Nutzung des Internets. Doch die Qualität des Internets in China ist unglaublich schlecht, die in Deutschland in der Form nicht wahrgenommen wird. Leider erfordert die Internetproblematik sehr viel Aufmerksamkeit und Zeit. Die Ursache des Problems ist die Great Firewall of China. Die Great Firewall of China sperrt grundsätzlich alle Internetseiten, die über die Grenzen Chinas hinausgehen. Die dadurch hervorgerufene Internetzensur ist von der chinesischen Politik gewollt und sie kontrolliert dadurch die Zugriffe auf alle Internetseiten. Die inländischen Internetseiten lassen sich problemlos ansurfen, jedoch begeistern mich diese Seiten genauso viel wie erste Symptome einer Erkältung.

Erst durch das Betreten eines verbotenen Terrain kann ich ein für uns Deutsche gewohntes Internet nutzen. Mit der Nutzung eines VPN (Virtual Private Network) umgehe ich die Great Firewall of China und kann auf Internetseiten außerhalb Chinas zugreifen. Einfach ausgedrückt, gehe ich per VPN-Verbindung über ein anderes Land als China ins Internet. Doch selbst mit einem VPN bedarf es teilweise immer noch viel Geduld und ich habe außerdem mit permanenten Verbindungsabbrüchen zu kämpfen. Die Nutzung von VPN ist seit dem 1. April 2018 verboten. Weil das Internet meine einzige Möglichkeit ist, nach Deutschland zu kommunizieren oder ich mich per Nachrichten über Deutschland informieren kann, bin ich auf ein zensurfreies Internet angewiesen. Außerdem lassen sich in WhatsApp erst mit einer VPN-Verbindung Bilder und Videos verschicken. Lediglich Nachrichten lassen sich ohne VPN versenden. Für mich ist daher ein Aufenthalt ohne ein zensurfreies Internet in China nicht interessant, dazu würde mir ein Stück Freiheit zu viel genommen werden.

Die Zeit in China ist wertvoll

Ob ich mich trotz der vielen Änderungen noch einmal für die 3 jährige Entsendung nach China entscheiden würde, kann ich bejahen. Zumindest bereue ich meine Entscheidung bis heute nicht und wenn die Zeit weiterhin in gleicher Weise vergeht, bleibe ich bei dieser Aussage. Mehr persönliche Erfahrung hätte ich in derselben Zeit in Deutschland nicht machen können und bin auf der Zeit nach China gespannt.

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Bergfest – Der Berg ist erklommen!

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Oder mit anderen Worten, arbeite und lebe ich in China seit

1,5 Jahren
18 Monaten
78 Wochen
546 Tagen

12.104 Stunden
786.240 Minuten
47.174.400 Sekunden

Mit heutigem Tag feiere ich mein Bergfest und die Zeit in China läuft von nun an rückwärts. Am 2. Januar 2017 begann die Reise und in 1,5 Jahren wird mein Flug endgültig zurück nach Deutschland gehen. Was sich Ende 2016 mit meiner 3-jährigen Entsendung zunächst lang anhörte, klingt heute mit 1,5 Jahren nicht mehr weit entfernt. Mit meinem persönlichen Bergfest möchte ich ein Resümee über die vergangenen 1,5 Jahre ziehen und einen kleinen Einblick über meinen Alltag und meine gesammelten Erfahrungen in China geben. Im Monat meines Bergfestes, veröffentliche ich insgesamt 3 Berichte über mein Leben und Alltag in China.

Darum habe ich mich für die Zeit in China entschieden

Den Wunsch, für eine gewisse Zeit im Ausland arbeiten und leben zu wollen, hatte ich bereits im Jugendalter. Eine Gelegenheit ergab sich aber nie. Erst durch das Angebot von proALPHA, bei der Standortgründung in Shanghai zu unterstützen und durch meiner Lebenssituation, konnte ich diesen Weg einschlagen. An eine Entsendung nach China hatte ich zuvor jedoch nie gedacht, mein Wunschland war Amerika. Zwar wurde es nicht Amerika, aber Shanghai reizte mich nach kurzer Überlegung dann doch sehr. Anders als in Amerika, werde ich neben der fremden Kultur, mit unbekannter Sprache und  Schriftzeichen zurechtkommen müssen. Über die Sprachbarrieren machte ich mir keine großen Gedanken, denn irgendwie würde ich zurechtkommen werden.

Erste Gespräche über meine Entsendung fanden im Mai 2016 statt. Nach Klärung der Voraussetzungen für eine Entsendung nach China, wurde das Thema konkret und immer präsenter. Voraussetzungen sind u.a. ein abgeschlossenes Studium, die Vollendung des 25. Lebensjahr sowie der Nachweis einer mehrjährigen Berufserfahrung. Im September 2016 war es soweit und für eine Woche flog ich als Kennenlernreise nach Shanghai. Die Reise sollte mir die Entscheidung erleichtern, ab 2017 für 3 Jahre nach Fernost zu gehen. Die Eindrücke und die Aufgaben reichten mir aus, mich für die 3 Jahre zu entscheiden.

Eigentlich hätte ich den Frankfurter Flughafen mit einzeichnen müssen. Denn in Frankfurt lande ich zwischen und halte mich dort ca. 1-2 Stunden auf. Erst dann hebt der große A380 nach Shanghai ab. Leider besteht noch nicht die Möglichkeit, einen Direktflug von Hamburg nach Shanghai zu buchen. Die Lufthansa denkt derzeit über einen Direktflug nach, da die Nachfrage in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen ist. Ich selbst werde nicht mehr in den Genuss kommen, weil ich bis dahin die Rückreise nach Deutschland angetreten habe. 

 

Aller Anfang ist schwer

Als ich Anfang 2017 in China ankam, wohnte ich bis zur Wohnungsfindung in einem Hotel. Mit der Unterstützung von Ms. Elke war die Wohnung nach wenigen Tagen gefunden. Europäisch eingerichtet, nahe dem Einkaufszentrum Wanda-Plaza und mit ca. 1 km Laufweg zum Büro war die Wohnung sehr gelegen.

     

Das Büro hingegen habe ich leer vorgefunden. Lediglich Stühle, Tische und Sideboards waren vorhanden. Die Einrichtung des Büros wurde damit zu meiner ersten Aufgabe und steht heute ganz weit oben auf meiner Liste der herausfordernderen Aufgaben.

Die Beschaffungen der Einrichtung und Gegenstände verläuft in China anders als in Deutschland. In Deutschland lässt sich eine komplette Einrichtung sehr einfach in den vielen Möbelhäusern und Baumärkten finden. In China suchte ich nach den großen Häusern vergebens und konnte lediglich auf das Internet zugreifen. Das Einkaufen im Internet ist in China zum Standard geworden und beschränkt sich nahezu auf 2 Internetseiten. Hinzu kommt, dass die beiden Seiten ausschließlich auf Chinesisch aufrufbar sind. Der deutsche Platzhirsch Amazon (in China www.amazon.cn) ist in China zwar verfügbar, jedoch noch unbedeutend.

Als dann ein gewünschter Artikel gefunden war, leitete ich den Link an Ms. Elke weiter, die die Bestellung auslöste. Nach und nach entstand daraus ein fertiges Büro. Eine weitere Herausforderung war die Einrichtung nach europäischem Stil und Standard. Ein nach chinesischem Stil eingerichtetes Büro empfinde ich als verspielt und drückt zudem auf die Stimmung. Schnörkellos, modern, dezent und funktional muss es sein.

Meine größte Herausforderung dürfte eigentlich keine sein

Die Frage nach meiner größten Herausforderung in China wird mir am häufigsten gestellt. Heute kann ich sie sehr einfach beantworten. Meine größte Herausforderung ist die Kommunikation. Damit meine nicht die Sprache an sich, sondern die Vermittlung von teils einfachsten Dingen. Das Ergebnis weicht oftmals komplett vom Erwarteten ab. Dinge, die für uns als selbstverständlich und indiskutabel erscheinen, stellen sich hier teilweise als große Herausforderung heraus. Ganz gleich, ob in der Arbeitswelt oder im Privatleben. Regelmäßig werde ich mit solchen Momenten konfrontiert. In einigen Fällen bleibe ich mit einem großen Fragezeichen im Gesicht zurück und muss die Situation neu bewerten. Viele Gedanken darf ich mir darüber keine machen, sondern das nächste Mal gegebenenfalls etwas anders machen.

Für den Spruch „Denn es kommt immer anders als man denkt“, wäre China als Herkunftsland prädestiniert.

Kurz vor meiner Abreise nach China wies mich ein Arbeitskollege, der ein paar Monate in Shanghai lebte, auf solche Momente hin. Genau diese Momente holten mich schneller ein als gedacht. Deutsche, die bereits mehrere Jahre in China leben, schildern mir alle das gleiche Phänomen.

Neben der teils komplizierten und missverstandenen Kommunikation berichte ich jedem darüber, inwieweit sich das allgemeine Verhalten der Chinesen zu 180 Grad von dem der Deutschen in vielen Lebensbereichen unterscheidet. Angefangen beim Alltäglichen, wie dem Essverhalten, Autofahren, dem Führen von (Telefon-)Unterhaltungen bis hin zur Arbeitsweise. Trotz alledem sind die Chinesen sehr aufmerksam, bemüht und rücksichtsvoll – mir gegenüber zumindest.

Zum Beispiel ist Schmatzen erlaubt, das Putzen der Nase ist nicht gerne gesehen.
In der Theorie ähneln sich die chinesischen Verkehrsregeln zu denen der Deutschen sehr, in der Praxis werden diese jedoch nicht angewandt – Fahren nach Gefühl.
Telefongespräche werden grundsätzlich mit einem lautstarken “wèi” (ausgesprochen ‘wey’) angenommen und heißt so viel wie ‘Hallo’. Die Gespräche verlaufen ähnlich laut weiter.

Die kulturellen Unterschiede zeigen sehr deutlich, wie selbstverständlich viele Dinge für uns Deutsche sind, sie es aber keinesfalls sind. Dies wurde mir hier recht schnell bewusst.

Darum lerne ich kein Mandarin

Die unter den Chinesen meist gesprochene Sprache ist Mandarin. Viele meinten, ich müsse für die 3 Jahre einen Sprachkurs belegen, um mich gut verständigen zu können. Diesen Rat sah ich von Anfang an für nicht notwendig an und bis heute hat sich dies bestätigt. Entweder komme ich mit Englisch weiter oder ich nehme mein iPhone zur Unterstützung. Bisher hatte ich damit keine großen Probleme. Gelegentlich schnappe ich ein chinesisches Wort oder kurze Sätze auf, die ich in bestimmten Situationen anwenden kann. Meine Idee dahinter waren, nach den 3 Jahren sowieso kein Mandarin mehr anwenden zu brauchen. Meine freie Zeit verbringe ich mit anderen Dingen, dich mich nach der Zeit in China weiterbringen sollen.