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Fitness mit Einschränkungen

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Ein eigenes Fitnessstudio, wie gut wäre das denn? Spontane Trainingseinheiten, keine weiten Wege ins Studio, keine Wartezeiten an den Geräten und keine Ablenkung. Was unwahrscheinlich klingt, erlebe ich hier zu meinem Glück so oder so ähnlich. Denn in der 2. Etage des German Centre findet sich ein Fitnessstudio. Mit allem, was zum Fithalten dazugehört.

   

Eine zu große Mitgliederzahl kann auf Kosten des Sports und Spaßes gehen, wenn ständig Rücksicht aufeinander genommen werden muss. So nicht in diesem Studio, denn Mitglieder werden lediglich Mieter aus dem eigenen Gebäude. Das wird die Mitgliederzahl zumindest nicht auf ein überfülltes Studio ansteigen lassen können. Die Mitgliedschaft kostet gerade einmal 800 YUAN pro Jahr. Umgerechnet sind es ca. 8,70 EUR pro Monat. Das Fitnessstudio ist mit seinen 2 Jahren so alt wie das Gebäude. Durch die geringe Mitgliederzahl sind die Geräte entsprechend wenig abgenutzt.

 

An Arbeitstagen fahre ich in der Mittagspause in die 2. Etage ins Fitnessstudio. Mittags ist eine gute Zeit, weil ich alleine bin und die Übungen gezielt durchführen kann. Abends sind, wenn überhaupt, 1-2 weitere “Sportler” im Studio. An Wochenenden habe ich bisher noch niemanden angetroffen. Im Hintergrund läuft ruhige chinesische Leiermusik, die nicht wirklich zu sportlichen Aktivitäten anregt. Die Musik war der Grund, weshalb ich mir Kopfhörer in die Ohren steckte und mir über das iPhone passendere Musik anhören konnte. Seit meinem ersten Deutschlandaufenthalt im August nutze ich kabellose Kopfhörer, da ich kurz vor Abreise während des Laufens an meinen Kopfhörern hängen geblieben war und dadurch die Hörer samt iPhone auf das Laufband fielen und nach hinten geschleudert wurden. Seitdem sage ich mir “nie wieder Sport mit Kabelhörern”.

Einziger Wermutstropfen meines Sports ist der Winter. Der Winter in China ist so kalt und ungemütlich, dass ich grundsätzlich öffentliche Räume meide. Ohne eine richtige Heizung ist es nirgends gemütlich, so auch im Fitnessstudio. Die Klimaanlagen haben zwar eine Heizfunktion, doch bis der Raum aufgeheizt ist, vergeht mir zu viel Zeit. Außerdem hält sich niemand im Fitnessstudio auf, der vor mir die Klimaanlagen hätte einschalten können. Mit sportlichen Aktivitäten bei kalten Temperaturen habe ich schlechte Erfahrungen machen müssen. Mein Rücken dankt es mir in keiner Weise, selbst nicht mit vorherigem Aufwärmtraining. Zerrungen sind vorprogrammiert. Aus diesem Grund starte ich mit der Sportphase erst ab April. Die Temperaturen steigen ab der Zeit auf bis zu 20 Grad. In den Wintermonaten versuche ich durch bewusstes Essen nicht zu viel auf die Hüften zu bekommen.

Die ersten Trainingseinheiten sind nach monatelanger sportlicher Abstinenz sehr mühsam, insbesondere das Laufen. Das Laufen ist für mich Hauptbestandteil einer jeden Trainingseinheit. Mein Laufziel ist das Erreichen einer 2-stelligen km-Anzahl. Nach der Winterpause peile ich für das erste Lauftraining nicht mehr als 3 km an. Mit jedem weiteren Lauf steigere ich mich um mind. 1 km. Nach gut 1-2 Wochen sind die 10 km erreicht.

Das zeigt einmal mehr, wie schnell sich der Körper an die Belastung gewöhnt. Doch leider gewöhnt sich der Körper genau so schnell wieder an die inaktive Phase im Winter.

 

Durch die schlechten Luftwerte in China meide ich den Outdoor-Sport. In Hamburg hingegen war ich abends an der frischen Luft mehrmals pro Woche meine Runden laufen. Besonders im Winter sind die Luftwerte erschreckend hoch, Werte bis zu 300 sind keine Seltenheit. In Stuttgart rufen sie zum Fahrverbot auf, wenn Werte von 80 erreicht sind. Daher bleibt mir nichts anderes übrig, als das Laufen auf das Laufband zu beschränken.

Das Laufen vergleiche ich mit vielen Situationen im Leben. Je nach Tagesform kann das Laufen nach einer gewissen erreichten Laufstrecke sehr anstrengend werden. Wenn sich bereits nach wenigen km das Knie, der Rücken oder Seitenstiche bemerkbar machen, versuche ich vor allem in solchen Momenten mein gestecktes Ziel zu erreichen. Im übertragenen Sinne lassen sich durch diese Lebensweise viele andere Ziele im Leben realisieren.

Die Hygiene in den chinesischen Fitnesszentren läßt teilweise zu wünschen übrig. Im Vergleich zu den deutschen Fitnesszentren ist es hier unüblich, ein Handtuch für die Geräte mit sich zu tragen. Genau so wenig finden sich Desinfektionsmittel- und Tuchspender. Selbst das Umziehen in Sportklamotten wird zum Teil übersprungen, was zum Sporttreiben nicht wirklich effektiv ist. Hinzu kommt das permanente Tippen auf ihren Smartphones, was auch nicht gerade zur Leistungsförderung beiträgt.

Das Fitnessstudio in meiner Nähe zu haben, ist sehr praktisch. Als Ausgleich zur Arbeit, kann ich ohne großen Aufwand in der Mittagspause Sport treiben.