Ein Land wie China ist berüchtigt für die vielen Suppen. Ein Großteil der Chinesen nehmen bereits früh morgens warme Speisen, wie Reisgerichte, Dumplings und Suppen zu sich. Um 6 Uhr in der Früh posten erste Chinesen ihre 5 Minutenterrine auf WeChat oder ich sehe Chinesen auf dem Weg zur Arbeit in eine der vielen nebeneinander gereihten Suppenküchen frühstücken.
Ich selbst werde mich damit nie anfreunden und zum Frühstück warme Speisen zu mir nehmen wollen. Meine erste Mahlzeit ist bestenfalls Brot. Erst zur Mittagszeit bekomme ich Appetit auf Warmes.
Die Suppenküchen habe ich inzwischen sehr zu schätzen gelernt. Auch wenn ich mittlerweile eine europäische Ernährung bevorzuge, besuche ich die Suppenküchen sehr gerne. Zwei Varianten der Küchen habe ich kennengelernt. Bei der ersten Variante lassen sich Suppen wie gewohnt von der Speisekarte bestellen und bei der zweiten Variante habe ich die Möglichkeit, mir die Suppe selbst zusammenzustellen. Die Küche mit den Speisenkarten meide ich meistens, da die Karten oftmals entweder nicht auf Englisch oder bebildert sind. Solche Suppenküchen werden üblicherweise von den Einheimischen besucht und sind stets gut besucht. Ein Grund, weshalb es in den Küchen sehr laut zugeht, sei es die (Telefon-)Gespräche oder deren Essgewohnheiten.
Die zweite Variante, das Zusammenstellen einer Suppe, gefällt mir dagegen sehr. Das Konzept dieser Küchen ist einfach – in einem Regal stehen unterschiedliche Zutaten, die ich mit einer Zange greife und in eine Schüssel lege. An der Kasse wird die Schüssel abgewogen und entsprechend des Gewichtes der Preis gezahlt. Ab ein gewisses Gewicht erhalte ich zur Suppe ein kostenloses Getränk dazu. In der Regel zahle ich nicht mehr als 20-25 YUAN (ca. 2,50 EUR).
An der Kasse habe ich außerdem die Auswahl zwischen unterschiedlichen Brühsorten (Tomate, Pilz etc.) und Schärfegraden. Meine Entscheidung fällt so gut wie immer auf die einfache Brühe mit mittlerer Schärfe. Die schwache Schärfe ist zu lasch und die scharfe Brühe scheint unglaublich scharf zu sein. Probiert habe ich scharf noch nicht, denn die mittlere Schärfe genügt mir. Wenn ich mit angeblich Schärferesistenz geglaubten Besuchern aus Deutschland die Suppenküche besuche und sie erste Löffel der scharfen Suppe zu sich nehmen, wechselt die Gesichtsfarbe unmittelbar nach wenigen Löffeln ins Rote um. Offensichtlich scheint die Definition des Schärfegrads eine andere als in Deutschland zu sein.
Zusätzlich können zur Suppe unterschiedlichste Dippsoßen in ein kleines Schälchen zusammengemixt werden. Inzwischen habe ich etliche Dippsoßen ausprobiert, doch leider habe ich noch keine gefunden, sie mir zusagt. Daher bleibe ich bei einer Suppe.