Jedes Land hat seine eigenen Verhaltens- und Benimmregeln. So wie wir Deutschen mit unseren Regeln aufwachsen, wachsen die Chinesen mit ihren landesüblichen Regeln auf. Wenn jemand ein fremdes Land weder bereist noch eines bewohnt hat, empfindet derjenige sein eigenes Verhalten als völlig normal. Werde ich heute nach dem Verhalten der Chinesen gefragt, lautet meine Antwort, dass sich das Verhalten der Chinesen um 180 Grad von unserem unterscheidet.
Zu Beginn meiner Zeit in China, empfand ich das Verhalten der Chinesen befremdlich und teilweise abstoßend. Heute sehe ich es mit anderen Augen, denn „andere Länder, andere Sitten.“
Der „China-Knigge“ zeigt das korrekte Benehmen in China, wodurch die Unterschiede zwischen Deutschland und China deutlich werden. Wer sich noch nicht mit China beschäftigt hat, wird an der einen oder anderen Stelle große Augen machen.
Einige der aufgelisteten Punkte stammen nicht aus meiner Feder, sondern sind ein Sammelsurium aus verschiedenen Quellen. Durch die Vielzahl der Regeln hätte ich nicht an jede gedacht und ich wollte diesen Knigge nahezu vollständig haben. Jede hier aufgezeigte Regel kann ich bestätigen.
3 Teile werden insgesamt zum China-Knigge veröffentlicht.
Essenseinladung
- Wenn ein Chinese eine Einladung zum Essen ausspricht, dann gibt es so viel zu Essen, dass die Hälfte übrig bleibt und weggeworfen wird. So kann es vorkommen, dass noch Gerichte nachbestellt werden, obwohl eigentlich niemand mehr wirklich hungrig ist. Einfach, um das angemessene Niveau an übrig gebliebenem Essen zu erreichen.
- Im Gegenteil zu den deutschen Sitten, die Vorschreiben, den Teller möglichst leer zu essen, wäre es in China eine Blamage für den Gastgeber, wenn seine Gäste alles aufessen würden. Denn das würde bedeuten, er hätte seine Gastgeberpflichten verletzt und seinen Gästen nicht ausreichend Speisen geboten.
- Einladungen zum Essen sollten möglichst angenommen und auch erwidert werden.
- Das Sprichwort „Pünktlichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr“ gilt nicht in China. Auf Pünktlichkeit wird in China großen Wert gelegt.
- Der Gast sollte ein Gastgeschenk mitbringen.
- Man sollte aus Höflichkeit alle Gerichte kosten und natürlich loben. Wenn man etwas nicht essen will, dann sollte man es begründen (Vegetarier, Unverträglichkeit…)
- Ein Trinkspruch zu Ehren des Gastgebers wird erwartet.
- Nach dem Essen wird oft Obst gereicht als Zeichen zum Aufbruch. Die Chinesen stehen dann abrupt vom Tisch auf und beenden damit das gemeinsame Essen. Was in Deutschland unhöflich wäre, ist hier höflich und bringt den Gastgeber nicht unter den Zugzwang, weitere Speisen aufzutischen.
- Essstäbchen sollten niemals aufrecht in die Reisschüssel gelegt werden, da das in China nur bei Beerdigungen üblich ist und deshalb ein Zeichen für Tod. Dieses Verhalten käme dann einem bösen Omen gleich. Die Essstäbchen sollten immer neben den Teller gelegt werden, so dass die Griffseite auf dem Tisch aufliegt und die Mundseite auf einem der Schälchen oder dem Knochenteller. Oft gibt es für die Essstäbchen auch extra ein kleines Porzelan-Bänkchen, auf das die Mundseite gelegt werden kann.
Gastgeschenke
- Das Geschenk sollte immer verpackt werden, damit der Inhalt nicht sofort gesehen wird. Der Beschenkte wird es erst später, alleine, auspacken. Würde sich die Enttäuschung über ein unpassendes Geschenk in seiner Mimik spiegeln, hätte er das Gesicht verloren. Meist ziert sich der Beschenkte erst. Man sollte ihm das Geschenk so lange anbieten, bis er es annimmt.
- Die Geschenkverpackung sollte keinesfalls weiß sein. Rot dagegen ist immer gut. Die Farbe Weiß ist in China ein Zeichen von Trauer und Unglück. Die Farbe Rot steht für Glück und Wohlstand. Darum werden Geschenke rot und nicht weiß verpackt. Weiße Kleidung trägt man zum Beispiel auf einer Beerdigung. Bei einer Hochzeit trägt die Braut stattdessen vor allem Rot, die Farbe des Glückes und des Wohlstands.
- Rote Geschenkverpackungen oder Briefumschläge sind in China gern gesehen, da sie Glück ausdrücken. Jedoch sollte man auf rote Tinte beim Schreiben von Briefen oder dem Beschriften des Briefumschlags verzichten. Rote Tinte impliziert, dass man eine Verbindung beenden möchte.
- Auch sonst ist die Farbe Rot in China allgegenwärtig. Das hat weniger etwas mit der kommunistischen Regierung zu tun, sondern damit, dass Rot in beinahe allen Fällen eine positive Bedeutung hat. Die einzige Ausnahme stellt das Benutzen roter Tinte in Briefen dar, auf die man verzichten sollte. Rote Briefumschläge, zum Beispiel bei Begleitschreiben zu Geschenken, sind jedoch gern gesehen.
- Eine weitere wichtige Farbe in China ist Gelb, die Farbe der chinesischen Kaiser. Wie auch in Europa, gab es im kaiserlichen China strenge Kleiderordnungen für die Untertanen. Gelb war die Farbe, die oft nur den Kaisern und Königen vorbehalten war. Und in Putonghua, also der chinesischen Sprache, die im Westen Mandarin genannt wird, wird das chinesische Schriftzeichen für Kaiser auch genau so ausgesprochen, wie das Schriftzeichen für die Farbe Gelb, nämlich „huang“.
- Niemals schenken:
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- Blumen: werden vor allem bei Todesfällen geschenkt.
- Uhr: hat die Bedeutung von „Deine Zeit ist abgelaufen“
- Schirm: hat die Bedeutung von „die Freundschaft kündigen“, da das Wort für „Regenschirm” im Chinesischen sehr ähnlich wie das Wort für „Trennung“ klingt.
- Grüner Hut: unterstellt dem verheirateten Mann, dass seine Frau ihn betrügt und er nichts davon mitbekommt.
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