Oder mit anderen Worten, arbeite und lebe ich in China seit
1,5 Jahren
18 Monaten
78 Wochen
546 Tagen
12.104 Stunden
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Mit heutigem Tag feiere ich mein Bergfest und die Zeit in China läuft von nun an rückwärts. Am 2. Januar 2017 begann die Reise und in 1,5 Jahren wird mein Flug endgültig zurück nach Deutschland gehen. Was sich Ende 2016 mit meiner 3-jährigen Entsendung zunächst lang anhörte, klingt heute mit 1,5 Jahren nicht mehr weit entfernt. Mit meinem persönlichen Bergfest möchte ich ein Resümee über die vergangenen 1,5 Jahre ziehen und einen kleinen Einblick über meinen Alltag und meine gesammelten Erfahrungen in China geben. Im Monat meines Bergfestes, veröffentliche ich insgesamt 3 Berichte über mein Leben und Alltag in China.
Darum habe ich mich für die Zeit in China entschieden
Den Wunsch, für eine gewisse Zeit im Ausland arbeiten und leben zu wollen, hatte ich bereits im Jugendalter. Eine Gelegenheit ergab sich aber nie. Erst durch das Angebot von proALPHA, bei der Standortgründung in Shanghai zu unterstützen und durch meiner Lebenssituation, konnte ich diesen Weg einschlagen. An eine Entsendung nach China hatte ich zuvor jedoch nie gedacht, mein Wunschland war Amerika. Zwar wurde es nicht Amerika, aber Shanghai reizte mich nach kurzer Überlegung dann doch sehr. Anders als in Amerika, werde ich neben der fremden Kultur, mit unbekannter Sprache und Schriftzeichen zurechtkommen müssen. Über die Sprachbarrieren machte ich mir keine großen Gedanken, denn irgendwie würde ich zurechtkommen werden.
Erste Gespräche über meine Entsendung fanden im Mai 2016 statt. Nach Klärung der Voraussetzungen für eine Entsendung nach China, wurde das Thema konkret und immer präsenter. Voraussetzungen sind u.a. ein abgeschlossenes Studium, die Vollendung des 25. Lebensjahr sowie der Nachweis einer mehrjährigen Berufserfahrung. Im September 2016 war es soweit und für eine Woche flog ich als Kennenlernreise nach Shanghai. Die Reise sollte mir die Entscheidung erleichtern, ab 2017 für 3 Jahre nach Fernost zu gehen. Die Eindrücke und die Aufgaben reichten mir aus, mich für die 3 Jahre zu entscheiden.
Eigentlich hätte ich den Frankfurter Flughafen mit einzeichnen müssen. Denn in Frankfurt lande ich zwischen und halte mich dort ca. 1-2 Stunden auf. Erst dann hebt der große A380 nach Shanghai ab. Leider besteht noch nicht die Möglichkeit, einen Direktflug von Hamburg nach Shanghai zu buchen. Die Lufthansa denkt derzeit über einen Direktflug nach, da die Nachfrage in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen ist. Ich selbst werde nicht mehr in den Genuss kommen, weil ich bis dahin die Rückreise nach Deutschland angetreten habe.
Aller Anfang ist schwer
Als ich Anfang 2017 in China ankam, wohnte ich bis zur Wohnungsfindung in einem Hotel. Mit der Unterstützung von Ms. Elke war die Wohnung nach wenigen Tagen gefunden. Europäisch eingerichtet, nahe dem Einkaufszentrum Wanda-Plaza und mit ca. 1 km Laufweg zum Büro war die Wohnung sehr gelegen.
Das Büro hingegen habe ich leer vorgefunden. Lediglich Stühle, Tische und Sideboards waren vorhanden. Die Einrichtung des Büros wurde damit zu meiner ersten Aufgabe und steht heute ganz weit oben auf meiner Liste der herausfordernderen Aufgaben.
Die Beschaffungen der Einrichtung und Gegenstände verläuft in China anders als in Deutschland. In Deutschland lässt sich eine komplette Einrichtung sehr einfach in den vielen Möbelhäusern und Baumärkten finden. In China suchte ich nach den großen Häusern vergebens und konnte lediglich auf das Internet zugreifen. Das Einkaufen im Internet ist in China zum Standard geworden und beschränkt sich nahezu auf 2 Internetseiten. Hinzu kommt, dass die beiden Seiten ausschließlich auf Chinesisch aufrufbar sind. Der deutsche Platzhirsch Amazon (in China www.amazon.cn) ist in China zwar verfügbar, jedoch noch unbedeutend.
Als dann ein gewünschter Artikel gefunden war, leitete ich den Link an Ms. Elke weiter, die die Bestellung auslöste. Nach und nach entstand daraus ein fertiges Büro. Eine weitere Herausforderung war die Einrichtung nach europäischem Stil und Standard. Ein nach chinesischem Stil eingerichtetes Büro empfinde ich als verspielt und drückt zudem auf die Stimmung. Schnörkellos, modern, dezent und funktional muss es sein.
Meine größte Herausforderung dürfte eigentlich keine sein
Die Frage nach meiner größten Herausforderung in China wird mir am häufigsten gestellt. Heute kann ich sie sehr einfach beantworten. Meine größte Herausforderung ist die Kommunikation. Damit meine nicht die Sprache an sich, sondern die Vermittlung von teils einfachsten Dingen. Das Ergebnis weicht oftmals komplett vom Erwarteten ab. Dinge, die für uns als selbstverständlich und indiskutabel erscheinen, stellen sich hier teilweise als große Herausforderung heraus. Ganz gleich, ob in der Arbeitswelt oder im Privatleben. Regelmäßig werde ich mit solchen Momenten konfrontiert. In einigen Fällen bleibe ich mit einem großen Fragezeichen im Gesicht zurück und muss die Situation neu bewerten. Viele Gedanken darf ich mir darüber keine machen, sondern das nächste Mal gegebenenfalls etwas anders machen.
Für den Spruch „Denn es kommt immer anders als man denkt“, wäre China als Herkunftsland prädestiniert.
Kurz vor meiner Abreise nach China wies mich ein Arbeitskollege, der ein paar Monate in Shanghai lebte, auf solche Momente hin. Genau diese Momente holten mich schneller ein als gedacht. Deutsche, die bereits mehrere Jahre in China leben, schildern mir alle das gleiche Phänomen.
Neben der teils komplizierten und missverstandenen Kommunikation berichte ich jedem darüber, inwieweit sich das allgemeine Verhalten der Chinesen zu 180 Grad von dem der Deutschen in vielen Lebensbereichen unterscheidet. Angefangen beim Alltäglichen, wie dem Essverhalten, Autofahren, dem Führen von (Telefon-)Unterhaltungen bis hin zur Arbeitsweise. Trotz alledem sind die Chinesen sehr aufmerksam, bemüht und rücksichtsvoll – mir gegenüber zumindest.
Zum Beispiel ist Schmatzen erlaubt, das Putzen der Nase ist nicht gerne gesehen.
In der Theorie ähneln sich die chinesischen Verkehrsregeln zu denen der Deutschen sehr, in der Praxis werden diese jedoch nicht angewandt – Fahren nach Gefühl.
Telefongespräche werden grundsätzlich mit einem lautstarken “wèi” (ausgesprochen ‘wey’) angenommen und heißt so viel wie ‘Hallo’. Die Gespräche verlaufen ähnlich laut weiter.
Die kulturellen Unterschiede zeigen sehr deutlich, wie selbstverständlich viele Dinge für uns Deutsche sind, sie es aber keinesfalls sind. Dies wurde mir hier recht schnell bewusst.
Darum lerne ich kein Mandarin
Die unter den Chinesen meist gesprochene Sprache ist Mandarin. Viele meinten, ich müsse für die 3 Jahre einen Sprachkurs belegen, um mich gut verständigen zu können. Diesen Rat sah ich von Anfang an für nicht notwendig an und bis heute hat sich dies bestätigt. Entweder komme ich mit Englisch weiter oder ich nehme mein iPhone zur Unterstützung. Bisher hatte ich damit keine großen Probleme. Gelegentlich schnappe ich ein chinesisches Wort oder kurze Sätze auf, die ich in bestimmten Situationen anwenden kann. Meine Idee dahinter waren, nach den 3 Jahren sowieso kein Mandarin mehr anwenden zu brauchen. Meine freie Zeit verbringe ich mit anderen Dingen, dich mich nach der Zeit in China weiterbringen sollen.
2 Gedanken zu „Bergfest – Der Berg ist erklommen!“
Ich wünsche Dir dann weiter noch viel Spaß und Erfolg in der zweiten Hälfte! Auf ein Wiedersehen irgendwann danach! 🙂
Danke Dir!
Du wirst auch sicherlich viel Neues zu erzählen haben.
Bis bald 🙂